Handelsimmobilien

Die Diskonter drängen auf den Markt

Woolworth will bis Ende 2024 in Österreich mehr als zwei Dutzend Standorte mit Flächen bis zu 2000 m<sup>2</sup> eröffnen.
Woolworth will bis Ende 2024 in Österreich mehr als zwei Dutzend Standorte mit Flächen bis zu 2000 m2 eröffnen.Woolworth
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Neben den Diskontern platzieren sich jede Menge Luxusmarken, aber auch einige Start-ups auf den Flächen im heimischen Einzelhandel.

Wenn Woolworth Ende des Monats seine erste Österreich-Filiale in Eisenstadt eröffnet, bestätigt sich einmal mehr ein Trend bei Einzelhandelsimmobilien: Die Diskonter kommen. „Dieses Marktsegment entwickelt sich derzeit sehr expansiv“, erzählt Mario Schwaiger, Bereichsleiter für Geschäftsflächen bei EHL. Warum das so ist, erläutert Anja Mutschler, die bei Otto Immobilien für diesen Markt zuständig ist: „Die Diskonter profitieren vom sich verändernden Konsumverhalten durch die gesunkene Kaufkraft.“

Woolworth will noch im Dezember in Mürzzuschlag und Kapfenberg weitere Läden eröffnen. Bis Ende 2024 sollen es in ganz Österreich mehr als zwei Dutzend Standorte in der Größenordnung von 500 bis 2000 m2 werden. Thomas Philipps, ein weiterer Newcomer, ist ebenfalls auf Expansionskurs und will das Netz von derzeit sieben Filialen mit dem Fokus auf Heim und Garten künftig auf 30 erweitern. Auch andere Mitspieler in diesem Segment von NKD über Action und KiK bis zu Tedi oder Pepco suchen weitere Filialen.

Flächenbereinigung bringt Gewinner und Verlierer

„Gefragt bei den Diskontern sind vor allem größere Flächen in guten Lagen, die nicht ganz so teuer sind“, berichtet Schwaiger. Der Boom bei den Anbietern von preisgünstiger Konsumware geht allerdings auf Kosten der bislang im mittleren Segment angesiedelten Händler. Viele dieser Unternehmen müssen verkleinern und sind jetzt auf der Suche nach entsprechenden Flächen in ebenfalls guten Lagen, weiß Mutschler: „Das bringt neue Dynamik für den Immobilienmarkt.“ Neben den Diskontern ist der zweite Gewinner beim Einzelhandel das Luxussegment: „Dieser Bereich entwickelt sich völlig unbeeindruckt vom wirtschaftlichen Gesamtgeschehen sehr gut“, berichtet Mutschler. „Rund um den Graben verzeichnen wir derzeit im Luxusbereich eine sehr starke Nachfrage“, meint auch Schwaiger.

Premium-Marken im Überfluss

In der Wiener Innenstadt drängen sich mehr Premium-Marken denn je, aufgrund des großen Interesses der Topanbieter gibt es für jede freiwerdende Fläche reichlich neue Interessenten. Das wirkt sich auf die Mieten im Ersten aus. Sie sind laut Schwaiger in den besten Lagen heuer auf bis zu 450 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Für sehr kleine Flächen werde in Einzelfällen sogar noch mehr bezahlt: „Selbst die angrenzenden Straßenzüge profitieren vom Overflow aus dem Run auf die Spitzenlagen“, resümiert der EHL-Retailexperte.

Außerhalb der Toplagen gehen die Mieten für Handelsimmobilien unter Berücksichtigung der Inflation leicht zurück, meint man bei EHL. Auffällig sei außerdem die Verkürzung der Laufzeiten bei Neuverträgen auf oft nur mehr drei Jahre. Mutschler ergänzt: „In den Mietvertragsvereinbarungen wird mehr denn je Wert auf konsensfähige Lösungen in Bezug auf flexible Ausstiegsklauseln und Verlängerungsoptionen, Staffel- sowie Umsatzmieten, Baukostenzuschüsse, Pandemie- sowie Kriegsklauseln gelegt.“ Auch „Green Lease Klauseln“ seien immer öfter Bestandteil der Mietverträge.

Run auf Kleinflächen in B-Lage

Die Befürchtungen der vergangenen Jahre, Online-Shopping werde den lokalen Einzelhandel und damit das Immobiliengeschäft in diesem Bereich schwer beeinträchtigen, seien nicht wahr geworden: „Der Handel setzt geschickt auf Multichannel-Strategien und vereint beide Einkaufsmöglichkeiten“, erzählt Margarete Gumprecht, Handelsobfrau der Wirtschaftskammer Wien. Die Kammer betreibt für ihre Mitglieder die Webseite freielokale.at und registriert dort anhaltend starke Nachfrage nach kleineren Verkaufsflächen von 30 bis 90 m2. „Diesen Trend verzeichnen wir nicht nur in den Topgeschäftsstraßen, sondern auch in Rand- und Nebenlagen“, berichtet Gumprecht.

Oft werden die Lokale von jungen Unternehmensgründern gemietet. „Sie überlegen meist sehr genau, wie sie diese analog und digital in Verbindung bringen können“, erzählt die Handelsobfrau. Die Designerin Stefanie Klausegger etwa entwirft Modeschmuck in Anlehnung an die Zeit des Wiener Art nouveau und produziert sie unter dem Namen My MagpieE im 3-D-Druck. Sie verfügt über einen Pop-up-Store in der Singerstraße.

Auf einen Blick

Trotz schwierigen Umfelds entwickelt sich der Immobilienmarkt für Einzelhandelsflächen gut. Auf der einen Seite sind es Diskonter, die neu auf den Markt drängen und Flächen suchen. Auf der anderen Seite boomt das Luxussegment. In Wien sind von Neueinsteigern auch Flächen unter 100 Quadratmetern stark nachgefragt. In der Wiener Innenstadt stiegen die Mietpreise zuletzt auf bis zu 450 Euro pro Quadratmeter.

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