Wie israelfeindlich ist dieses Tuch? Kufiya, traditionell in Schwarz und Weiß gehalten.
Kulturgeschichte

Wie das Palästinensertuch seine Unschuld verloren hat

Bei antiisraelischen Demonstrationen sieht man heute massenweise die Kufiya vulgo Palästinensertuch. In den Achtzigerjahren war es noch „gegenkulturelle“ Mode. Oder war es immer schon politisch? Ein Erinnerungsversuch.

Chöre von entschlossen wirkenden jungen Männern, die, teils mit rhythmisch gereckten Armen, Parolen wie „Israel: Kindermörder!“ skandieren: Wer dieses unheimliche Szenario in den letzten Tagen auf den Straßen einer Stadt, etwa der Wiener Mariahilfer Straße, erlebt hat, wird es sich merken. Und dazu ein Kleidungsdetail: Viele dieser Männer, aber auch manche Frauen trugen um den Hals das grobe, weite, meist schwarzweiße, manchmal rotweiße Tuch, das als Palästinensertuch bekannt ist.

Und das seit gut einem halben Jahrhundert auch in Mitteleuropa. Wer in den Siebziger- oder den frühen Achtzigerjahren jugendlich war, hat dieses Tuch als modisches Accessoire in Erinnerung. Keines freilich, das man auf Bällen oder im Burgtheater sah. Aber für junge Menschen beiderlei Geschlechts, die sich irgendwie als alternativ und gegenkulturell verstanden, war – außer im Hochsommer – ein Schal quasi verpflichtend. Wer sich gern mit einem Suhrkamp-Bändchen, Handke oder Hesse etwa, vielleicht sogar Beckett, zeigte, schlang einen großen schwarzen Schal um den Hals. Die meisten aber ließen Muster sprechen.

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