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Zwischen Puszta und Puskás

Israel trägt seine Heimspiele in der Fußball-EM-Qualifikation in der Pancho Arena in Viktor Orbáns Heimatdorf aus - eine bittere Pointe des Kriegs.

Große Männer, große Hobbys: Schon zeitlebens hat sich Viktor Orbán ein Denkmal gesetzt. In Felcsút, seinem Heimatdorf mit rund 1800 Einwohnern, mitten in der Puszta zwischen Budapest und dem Balaton, ließ der Matador der Magyaren ein Fußballstadion errichten, das wie eine Kathedrale anmutet. Bescheiden, wie er ist, widmete er es – zumindest vorläufig – nicht sich selbst, sondern seinem Idol Ferenc Puskás. Der Kapitän der „Wunderelf“, der 1954 in der Schweiz den Vizeweltmeistertitel errungen hatte, trug bei Real Madrid, dem „Weißen Ballett“, den Spitznamen „Pancho“. Daher rührt auch der Name der „Pancho Arena“ in Orbánville.

Dass Israel just in Felcsút seine Heimspiele in der Endphase der Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland austrägt, ist eine bittere Pointe des Kriegs in der Heimat. In Kosovo wurde das Team mit Buhrufen und einem Pfeifkonzert bedacht. In Felcsút sorgte Orbán indes dafür, dass die Sympathien gegen die Schweiz aufseiten Israels lagen – und gegen die ungarischen Erzrivalen und Cousins aus Rumänien wird es am Freitag nicht anders sein.

Noch ist die Chance für Israels EM-Premiere intakt. Dafür müssen Siege gegen Rumänien und Andorra her – und, nun ja, Schweizer „Schützenhilfe“. Schwarze Magie, wie sie Orbán und Freund Netanjahu zugeschrieben wird, wäre dabei von Vorteil.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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