Buch der Woche

Daniel Wissers Roman „012“: Die Beatles wussten alles

Ist auch Musiker und Mitbegründer des Ersten Wiener Heimorgelorchesters: Daniel Wisser, geboren 1971.
Ist auch Musiker und Mitbegründer des Ersten Wiener Heimorgelorchesters: Daniel Wisser, geboren 1971.Nurith Wagner-Strauss
  • Drucken

Wie fühlt sich jemand, der 30 Jahre lang eingefroren war? Daniel Wisser schenkt seinem Protagonisten eine zweite Chance. Ein Schelmenroman.

„Aber in diesem Buch wird nichts verschwiegen und nicht gelogen.“ Mit kaum einem anderen Statement könnte der Erzähler von Daniel Wissers neuem Roman „012“ so viel Skepsis auslösen wie mit diesem. Denn erfahrene Leser:innen von Schelmen- und Narrengeschichten wissen: Wer ständig den Wahrheitsgehalt seiner Geschichte betont, lügt wahrscheinlich. Allerdings heißt es bekanntlich auch: „Kinder und Narren sagen die Wahrheit“, und die Hauptfigur dieses Romans ist auf gewisse Weise beides.

Erik Montelius ist nämlich ein Zweimalgeborener: 1991 wurde er mithilfe von flüssigem Stickstoff „eingefroren“ und 2021 wieder „aufgetaut“. Eine zweite Geburt also mittels sogenannter Kryokonservierung. Um die Lebenserwartung des wiederauferstandenen „Zombies“, wie er von seinem Umfeld gerne genannt wird, steht es allerdings nicht besonders gut, weshalb er sein zweites Leben stets mit Blick auf das baldige Ende lebt. Eine Prämisse, die das Schicksal des ersten realen Kryopatienten, Dr. James Bedford, zu Ende denkt: Der amerikanische Psychologe wurde nach seinem Tod an Nierenkrebs 1967 als erster Mensch kryokonserviert, und sein Körper wird – wenngleich ein erfolgreiches „Auftauen“ natürlich äußerst unwahrscheinlich ist – bis heute in einer Einrichtung in den USA bei Minustemperaturen aufbewahrt.

Hochstapelei und Heldentum

Wissers Montelius dagegen wird aufgrund finanzieller Engpässe seiner Angehörigen mitten ins 21. Jahrhundert hineingeworfen und begegnet nach einem dreißigjährigen Dornröschenschlaf den Absurditäten und Schrecken der Gegenwart: Zwischen Smartphones, Corona und Ukraine-Krieg navigiert der ehemalige Rechenkünstler und Computerspezialist durch unsere Zeit und wundert sich über die „Einmalgeborenen“.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.