Die Abnehmrevolution

Siegfried Meryn und Bianca-Karla Itariu über Adipositas: „Wir nehmen immer mehr zu“

Wie können Medikamente beim Abnehmen helfen? Bianca-Karla Itariu und Siegfried Meryn sprechen von einem „Game Changer“.
Wie können Medikamente beim Abnehmen helfen? Bianca-Karla Itariu und Siegfried Meryn sprechen von einem „Game Changer“.Daniel Novotny
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Adipositas ist das Rauchen des 21. Jahrhunderts, sagen die Ärzte Siegfried Meryn und Bianca Itariu. Ein Interview über den Durchbruch, der der Medizin in den letzten Jahren gelungen ist, und warum der Satz „Nimm doch einfach ab“ unangebracht ist.

Sie schreiben in Ihrem Buch von einer rasanten Zunahme von Adipositas und Übergewicht. Wie sieht die Lage in Österreich aus?

Siegfried Meryn: Adipositas ist das Rauchen des 21 Jahrhunderts. 2035 werden 51 Prozent der Weltbevölkerung, sprich 4 Milliarden Menschen, übergewichtig sein. In Österreich sind es derzeit ca. 1,3 Millionen. Die Zahlen sind steigend. Was uns besonders Sorge macht: Noch nie gab es so viele übergewichtige Kinder im Kindergarten, in der Volksschule, in der Schule. Noch nie waren die jungen Männer bei der Stellung beim Bundesheer so übergewichtig wie jetzt. Und in den zwei Coronajahren hat die österreichische Bevölkerung im Durchschnitt um ca. 3,5 Kilogramm zugenommen. 

Das andere Extrem endet im Magerwahn … 

Bianca Itariu: Genauso ist es, die sogenannte Diet Culture sehen wir sehr problematisch, sie führt auch zur Stigmatisierung. Keine andere Körpereigenschaft wird so kritisiert wie das Körperfett. Man kann scheinbar nicht dünn genug sein. Ich finde, wir sollten als Gesellschaft lernen, Diversität zu respektieren. Über dicke Menschen wird geschimpft, sie haben weniger Chancen in der Gesellschaft: Beim Job, bei der Wohnungssuche, im Alltag. Sie erfahren viel Diskriminierung, auch im ärztlichen Setting, und das muss sich verändern, wenn wir das Thema Adipositas überwinden wollen.

Fett ist ja nicht nur schlecht, wir brauchen es.

Meryn: Es gibt drei Arten von Fett. Es gibt das gute Fett, das Fett, dass wir zum Beispiel unter der Haut haben, als Kälteschutz. Es gibt das schlechte Fett, die bekannte Äpfel- oder Birnenform des Körpers. Bei der eher männlichen Apfelform ist das Fett vorwiegend am und im Bauch. Dieses Fett, im Bauchraum und um die Organe, etwa um das Herz und die Bauchspeicheldrüse, schadet uns. Es bedeutet Lebensverkürzung, häufiger Herzinfarkte, häufiger Schlaganfall, kürzeres Leben, häufiger Krebs.

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