Klimanews der Woche

Neue Schmetterlingsart entdeckt und „grüner“ Großmotor erfunden

Mirlatia arcuata.
Mirlatia arcuata.APA/Tiroler Landesmuseum/P. Huemer
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Die Meldungen aus Umwelt und Technik diese Woche außerdem mit Düften, die das Klima beeinflussen, einer besorgniserregenden Sars-CoV-2-Datenlücke bei Tieren und Energie fressenden Schneekanonen.

Hobbyforscher entdeckte neue Schmetterlingsart

Rund 11.000 Schmetterlingsarten sind in Europa bekannt, sie gelten als gut erforscht. Umso überraschender kommt die Entdeckung einer neuen, fast drei Zentimeter großen Gattung und Art aus der Familie der Spanner. Forschende aus Deutschland, Österreich und Großbritannien beschrieben den Dalmatinischen Winterspanner (Mirlatia arcuata) nun im Fachblatt ZooKeys erstmals. Der Weg zu dieser Publikation war verworren. Gesammelt wurden drei Exemplare der Art bereits in den frühen 1980er-Jahren vom österreichischen Amateur-Entomologen Robert Hentscholek im südlichen Dalmatien (Kroatien). Sie gingen durch die Hände von Hobbysammlern, bevor zwei davon im Naturhistorischen Museum Wien und im Tiroler Landesmuseum landeten. Einmal wiederentdeckt, wurden sie sogleich einer morphologischen und genetischen Analyse unterzogen. Die Suche nach weiteren Exemplaren im Frühjahr war erfolglos. Möglicherweise, so eine Vermutung, handelt es sich um eine im Winter aktive Art.

Intensive Gerüche tragen zur Wolkenbildung bei

Eine große Unbekannte in den Klimamodellen ist das Verhalten bestimmter Gase, die oft stark riechen – etwa flüchtige organische Substanzen, die von Bäumen abgegeben werden. „Sie oxidieren an der Luft, und dabei entstehen Reaktionsprodukte, die sehr leicht aneinander haften“, erklärt der Materialchemiker Dominik Stolzenburg (TU Wien), der neue Erkenntnisse dazu im Journal Reviews of Modern Physics zusammengefasst hat. Die Moleküle ballen sich zu Clustern zusammen, und wenn sich Wassermoleküle an diesen immer noch sehr winzigen Partikeln (100 bis 200 Nanometer) festsetzen, entsteht Nebel oder eine Wolke. Stoßen sie auf größere Teilchen wie Ruß, verschwinden sie und spielen als Kondensationskeime keine Rolle mehr. Zuverlässige Modelle, die die Komplexität des organischen Aerosolwachstums exakt abbilden, fehlen jedoch.

Datenlücke bei tierischen Coronafällen

Welche Auswirkungen hat Covid-19 auf Tiere? Diese Frage ging während der Pandemie etwas unter. So konzentrierte sich die Forschung weitgehend auf die Auswirkungen für den Menschen. Ein Großteil der bekannten Krankheitsfälle bei Tieren dürfte nicht dokumentiert worden sein. Eine Studie der Vet-Med-Uni Wien und des Complexity Science Hub Vienna ergab, dass mindestens 52,8 Prozent der Sars-CoV-2-Erkrankungen bei Tieren und 65 Prozent der Todesfälle nicht an die Weltorganisation für Tiergesundheit gemeldet wurden. Diese Datenlücke sei besorgniserregend (One Health), betonen die Forschenden. Wissen in dem Bereich sei für eine wirksame Prävention neu auftretender Krankheiten zoonotischen Ursprungs (eine Infektion, die vom Tier auf den Menschen überspringt) von Bedeutung, und nicht zuletzt stütze sich auch die Politik auf offizielle Datensätze.

Schneekanonen mit Ökostrom betreiben

Skisaisonen werden kürzer, der Kunstschneebedarf erhöht sich: Am Beispiel Kanada untersuchte eine Forschungsgruppe der Unis Innsbruck und Waterloo die Umweltauswirkungen von künstlicher Beschneiung (Current Issues in Tourism). Sie stellte fest, dass sich der Bedarf an Energie und Wasser dafür bis zum Jahr 2050 verdoppeln könnte. In Kanada wird für die Erzeugung von 42 Mio. Kubikmeter Kunstschnee pro Winter der Jahresenergieverbrauch von 17.000 Haushalten benötigt. Das setzt 130.000 Tonnen CO2 frei. Die Ergebnisse ließen sich auch auf Mitteleuropa umlegen, so der Volkswirt Robert Steiger. Nun gelte es, den Einsatz von Ökostrom in einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsanalyse der Skiindustrie zu bewerten.

Ammoniak-Motor soll Ende 2024 zum Verkauf stehen

Ein Großmotor, der zu 100 Prozent mit grünem Treibstoff läuft: Ammoniak entsteht in der Natur, wenn sich tierische Exkremente und abgestorbene Pflanzen zersetzen. In der Wasserstoffwirtschaft gilt die Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff als Schlüssel für eine weltweite Dekarbonisierung, weil es sich recht einfach in großen Mengen industriell herstellen lässt. Eine Forschungskooperation zwischen dem Tiroler Gasmotorenhersteller Innio und dem Grazer Großmotorenforschungszentrum Large Engines Competence Center arbeitet derzeit an einem mit grünem Ammoniak betriebenen Großmotor. Ein erster Forschungsmotor wurde kürzlich erfolgreich getestet, für Kunden soll es das Produkt ab Ende 2024 geben. Das benötigte Ammoniak wird unter Verwendung erneuerbarer Energie produziert.

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