Geldpolitik

OeNB-Gouverneur Holzmann: EZB ist bereit, die Zinsen erneut anzuheben

„Wir stehen Gewehr bei Fuß“, so Holzmann über weitere Zinsschritte.
„Wir stehen Gewehr bei Fuß“, so Holzmann über weitere Zinsschritte.Reuters / Leonhard Foeger
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Der Gouverneur der heimischen Nationalbank sieht eine weitere Anhebung der Leitzinsen als möglich an. Dies hänge vor allem davon ab, wie sich die sogenannte Kerninflation weiter entwickelt, auf die auch die aktuellen Lohnrunden Einfluss haben.

Wien. Das „Ende der Fahnenstange“ ist nach Ansicht von OeNB-Gouverneur Robert Holzmann noch nicht erreicht. „Wir wollen nicht stärker abbremsen als notwendig, aber wir sind bereit, noch einmal auf die Bremse zu steigen“, sagte Holzmann am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Dies könne einerseits der Fall sein, wenn es einen neuerlichen, extern getriebenen Preisanstieg gibt. Holzmann nennt dabei etwa einen möglichen Anstieg der Energiepreise infolge des Nahostkonflikts oder der Nahrungsmittelpreise aufgrund schlechter Ernten durch das Klimaphänomen El Niño in Brasilien.

Ebenfalls ein Grund für eine weitere Zinsanhebung über das derzeitige Niveau von 4,5 Prozent hinaus könnte jedoch auch eine anhaltend hohe Kerninflation sein. Diese misst den Preisanstieg ohne preisvolatile Güter wie Energie oder Nahrungsmittel. Und da vor allem Energie in den vergangenen Monaten im Vergleich zum Vorjahr einen preisdämpfenden Effekt hat, liegt die Kerninflation inzwischen sowohl in der Eurozone als auch in Österreich um rund einen Prozentpunkt über dem allgemeinen Verbraucherpreisindex.

„Wenn die Kerninflation 2024 auf den Werten des heurigen Jahres verharrt, dann müssen wir eine Zinserhöhung setzen“, so Holzmann. Andernfalls würden sich so die allgemeinen Inflationserwartungen nach oben verschieben. Und die Teuerung ist stark auch durch die Erwartungen der Menschen getrieben.

Der Nationalbank-Gouverneur stellt sich mit dieser Sichtweise deutlich gegen die aktuellen Erwartungen an den Finanzmärkten. Dort wird bereits mit einer Zinssenkung für das zweite Quartal des kommenden Jahres gerechnet. Für das Jahr 2024 soll es demnach sogar bereits um einen ganzen Prozentpunkt mit den Leitzinsen nach unten gehen. Darauf angesprochen, meint Holzmann: „Ich würde diese Position nicht einnehmen.“ Er erklärt sich diese Divergenz damit, dass auf dem Markt viele von sogenannten Arbitrage-Geschäften leben würden – also dem Ausnutzen unterschiedlicher Erwartungen. Und in deren Interesse sei es, hier auch für unterschiedliche Sichtweisen zu sorgen.

„Vernünftiger“ Lohnabschluss

Getrieben wird die Kerninflation stark von den Löhnen. Insofern ist auch die aktuelle Lohnrunde relevant, die bei den Metallern nach Streiks vergangene Woche am Montag mit der nächsten Verhandlungsrunde weitergehen soll. Holzmann erwartet sich hier einen „vernünftigen Abschluss“. Wo dieser liege? „Ein Wert über zehn Prozent wäre gefährlich. Er sollte um einiges unter zehn sein“, so der OeNB-Gouverneur.

Auch hier gebe es jedoch zwei Effekte, die miteinander in Widerspruch stehen. So würde ein zu geringer Lohnabschluss dazu führen, dass die Reallöhne im kommenden Jahr nicht im ausreichenden Maße ansteigen, was wiederum die wichtige Erholung der Wirtschaft gefährden würde. Denn diese basiert angesichts der aktuellen Exportschwäche vor allem auf einer Erholung des privaten Konsums.

Andererseits würden zu hohe Abschlüsse die Inflation in der nächsten Periode hoch halten. „Das könnte dazu führen, dass die Kerninflation zu hoch ist und wir dann erneut auf die Bremse steigen müssen“, so Holzmann. Und dies hätte dann auch erneut negative Effekte auf den heimischen Arbeitsmarkt. Er sei sich aber sicher, dass den Sozialpartnern beide Effekte bewusst seien.

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