Mein Montag

Was wir meinen, wenn wir vom Allerwertesten reden

Das Gesäß bezeichnete ursprünglich den Ort, an dem man sich hinsetzte. Diese Bedeutung ging verloren.
Das Gesäß bezeichnete ursprünglich den Ort, an dem man sich hinsetzte. Diese Bedeutung ging verloren.Clemens Fabry
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Über einen ganz normalen Körperteil, um den ziemlich viel herumgeredet wird.

Das menschliche Gesäß ist ein Körperteil, mit dem wir uns gelegentlich schwertun. Weil man nicht so recht weiß, wie man dazu sagen soll. Allein schon, weil Gesäß irgendwie schräg klingt – wenn etwa bei der Gymnastik vom Trainer die Anweisung kommt, das Gesäß zu heben, wirkt das so steif und gekünstelt.

Dem Popo wiederum haftet etwas Kindliches an – tatsächlich steckt da wohl eine kindersprachliche Verdoppelung dahinter, abgeleitet vom lateinischen „podex“, das im Ablaut zum lateinischen „pedere“ (furzen) steht und demnach eigentlich Furzer bedeutet. Auch der verniedlichende Popsch hängt damit zusammen.

Als derb gilt wiederum der Arsch, was er ursprünglich allerdings gar nicht war. Seinen Ursprung hat er im indogermanischen „*orso“, also Hinterteil, das zunächst den Körperteil bezeichnet hat, ohne dabei einen negativen Beiklang zu haben. Der kam erst im Lauf der Zeit hinzu, auch wurden zahlreiche Zusammensetzungen in der Umgangssprache populär.

Um das Wort nicht in den Mund nehmen zu müssen, gibt es auch zahlreiche – scherzhafte – Umschreibungen. Da ist etwa vom Sitzfleisch die Rede, von der Kehrseite oder dem Allerwertesten, der im 18. Jahrhundert noch als normale Anrede geläufig war. Dann gibt es auch noch Begriffe, die heute nicht mehr so bekannt sind: etwa Tokus, Wienerischen bekannt als Toches – eine Ableitung vom jiddischen „toches“, das wiederum vom hebräischen Wort „tachat“ (unter) kommt.

Übrigens, das Gesäß war ursprünglich der Begriff für den Ort oder etwas, wo man oder auf dem man sitzt, etwa einen Ruheort oder Sitz. Erst seit dem Mittelhochdeutschen wurde damit auch der Hintern bezeichnet; diese Bezeichnung hat sich dann durchgesetzt. Als ich das herausgefunden habe, hat es mich glatt auf den – Achtung, wienerisch derb – Scheißer gesetzt. Und, fallen Ihnen noch mehr Umschreibungen dafür ein?

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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