Interview

Israels Oppositionschef Lapid: „Die Hamas-Führer sind Dead Men Walking“

„Wir wollen Gaza nicht zu Dresden machen.“ Israels Oppositionschef Jair Lapid.
„Wir wollen Gaza nicht zu Dresden machen.“ Israels Oppositionschef Jair Lapid.AFP/Emmanuel Dunand
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„Presse“-Interview. Israels Oppositionsführer, Ex-Premier Jair Lapid, will auch die Hamas-Führer im katarischen Exil liquidieren und die Verwaltung in Gaza an ein arabisches Konsortium und die Autonomiebehörde übertragen. Er unterstützt den Geiseldeal und hält an einer Zweistaatenlösung fest.

Die Presse: Wie wird der Hamas-Terrorüberfall vom 7. Oktober Israel verändern?

Jair Lapid: Der 7. Oktober ist eine schreckliche Erinnerung daran, wo wir leben. Wir wähnten uns sicher und glaubten, uns auf die Entwicklung unserer Start-up-Nation fokussieren und einander intern wie verrückt bekämpfen zu können. 

Fiel Israel einer Selbsttäuschung zum Opfer?

Eher einer Selbstgefälligkeit angesichts unserer Nachbarschaft. Wir vergaßen die erste Regel, die lautet: Wir müssen uns immer gegenüber Leuten verteidigen, die uns töten wollen für das, was wir sind. Seit dem Holocaust sind nicht mehr so viele Juden an nur einem Tag ermordet worden wie am 7. Oktober. 

Israel ist retraumatisiert.

Dieses Pogrom hat eine sehr persönliche Dimension. Israel ist ein kleines Land mit rund zehn Millionen Einwohnern. Wenn 1200 Menschen massakriert und fast 240 entführt werden, bedeutet das: Jeder kennt irgendjemanden, der entweder getötet oder verschleppt wurde. Das berührt alle sehr tief. Deshalb verändert uns der 7. Oktober. 

Wie?

Wir werden uns wieder mehr aufs Kollektiv als aufs Individuum konzentrieren. Israel wurde als Idee gegründet, als Versprechen, uns gegenseitig zu verteidigen. Im Zuge der israelischen Erfolgsgeschichte wurden wir Teil dieser westlichen individualistischen Kultur. Wir müssen wieder besser zusammenarbeiten – wirtschaftlich, intellektuell und sicherheitspolitisch. 

Warum haben Sie sich dann nicht der Einheitsregierung angeschlossen?

Das ist kein Widerspruch. In einer Demokratie kann man auch in der Opposition etwas beitragen. Ich entschied, dass ich dem israelischen Volk in der Opposition nützlicher sein kann. Ein Teil unserer Selbstgefälligkeit war, dass alle die gleichen Ideen für die gleichen Probleme hatten.

Wie bewerten Sie die Antwort der Regierung auf den Terrorangriff vom 7. Oktober?

Die Armee macht es richtig. Die Regierung möchte ich in internationalen Medien nicht kommentieren.

Dann lassen Sie uns über das militärische Vorgehen im Gazastreifen reden …

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