Lohnrunde

Metaller: „Dann soll jeder Betrieb selber verhandeln“

Christian Knill, Arbeitgeber-Chefverhandler bei den Metallern.
Christian Knill, Arbeitgeber-Chefverhandler bei den Metallern.APA / Comyan / Helmut Fohringer
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Wenn sich die Gewerkschaft nicht bewegt, leidet der Industriestandort Österreich, sagt Christian Knill, Arbeitgeber-Chefverhandler bei den Metallern. Tausende Arbeitsplätze würden dann verloren gehen. Sollte man sich nicht bald einigen, will er auf betriebliche Lösungen setzen.

Es knirscht gewaltig zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern in der Metalltechnischen Industrie. Zwar behaupten beide Seiten, bei den laufenden Lohnverhandlungen auf die jeweils andere zuzugehen, in Wahrheit ist die Situation verfahren wie lange nicht. Im Gespräch mit den Medien wirken die Verhandler – gendern ist hier auf beiden Seiten nicht nötig – auf beiden Seiten hochemotional.

Was sie am Verhandlungstisch nicht erreichen, versuchen die Gewerkschaften nun mithilfe von Streiks durchzusetzen. Den Anfang machte am Dienstag die Voestalpine, am Mittwoch folgten dutzende weitere Betriebe.

Die Arbeitsniederlegung sei zwar ärgerlich, wirke aber nur bedingt. „Die Bereitschaft, Streiks zu ertragen, ist dieses Jahr so hoch, wie lange nicht“, sagte Arbeitgeber-Chefverhandler Christian Knill im „Presse“-Interview vor mehreren Wochen. Tatsächlich seien angesichts des schwierigen konjunkturellen Umfelds zeitlich begrenzte Produktionsrückgänge verkraftbar, so die Arbeitgebervertreter, die am Mittwoch zu einer Pressekonferenz in der Wirtschaftskammer luden.

Das liegt daran, dass sich die Auftragslage seit einigen Monaten ohnehin eintrübe. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete die Metalltechnische Industrie einen Rückgang der Produktion von rund sechs Prozent, die Auftragseingänge gingen sogar um 18 Prozent zurück. In den vergangenen Monaten habe sich die Situation weiter verschärft, sagt Knill. Zahlen dazu gibt es allerdings noch nicht. Fast jedes dritte Unternehmen in der Branche erwarte heuer einen Verlust, so Knill weiter. „Die Industrie und die gesamte Wirtschaft befinden sich in einer Rezession. Es gibt keine Produktivitätsgewinne, die verteilt werden können.“ Wohlstandsverluste seien die Konsequenz.

Heimische Metallindustrie verliert Wettbewerbsfähigkeit

Trotz auch hierzulande sinkender Inflationsraten (im Oktober lag diese bei 5,4 Prozent), liegt der Wert in Österreich weiterhin rund zwei Prozent über dem Schnitt der Länder im Euroraum – ein Wettbewerbsnachteil für die exportorientierte Branche, die acht von zehn Euro im Export verdient, wie die Arbeitgeber nicht müde werden zu betonen. Durch die im Vergleich deutlich stärker gestiegenen Lohnkosten verliert die Branche international kontinuierlich an Wettbewerbsfähigkeit.

„Wir hatten bereits im vergangenen Jahr eine höhere Inflation als der Euroraum und damit einen höheren Abschluss. Wenn wir heuer wieder höhere Lohnkosten als unsere Mitbewerber haben, fliegen wir aus dem internationalen Geschäft raus, mit der Konsequenz, dass viele Betriebe Arbeitsplätze abbauen oder die Produktion verlagern müssen“, sagt Stefan Ehrlich-Adám, zweiter Verhandlungsführer bei den Metaller-Arbeitgebern.

Metaller zahlen gut

Seit 2009, dem Jahr der internationalen Finanzkrise, seien die realen Löhne und Gehälter in der Metalltechnischen Industrie um zwölf Prozent gestiegen, so Ehrlich-Adám. Durchschnittlich würden die Löhne in der ohnehin gut zahlenden Branche zwischen zwölf und 28 Prozent über dem Kollektivvertrag liegen.

Die Reallohngewinne sind zu einem wesentlichen Anteil aber Resultat von deutlich gestiegener Produktivität in der Industrie, wie eine aktuelle Wifo-Auswertung zeigt. Sie zeigt, dass sich die Lohnstückkosten in Österreich bis einschließlich 2022 etwas vorteilhafter entwickelten als im Euroraum. Unternehmen produzieren die gleiche Menge an Gütern heute also tendenziell sogar mit etwas geringeren Personalkosten. Im Falle der Metalltechnischen Industrie treffe das so aber nicht ganz zu, sagt Ehrlich-Adám. Hier liege der Lohnkostenanteil deutlich höher als in der restlichen Industrie.

Zwar erzielten einzelne Unternehmen in den vergangenen Jahren hohe Gewinne, aber längst nicht in der gesamten Branche läuft es so rosig. „Wir dürfen nicht nur an die großen, gut laufenden Unternehmen denken, sondern an alle – auch an die vielen mittelständischen Betriebe“, sagt Christian Knill. „Wir vertreten 1200 Mitgliederbetriebe. Unser Auftrag ist es, den Wettbewerbsstandort zu sichern.“

Eine Einigung im Lohnkonflikt werde es nur am Verhandlungstisch geben, betonen die Arbeitgeber-Vertreter.. Die Rezession lasse vielen Unternehmen aber wenig Spielraum, das müssten die Gewerkschaften anerkennen. Am 30. November wird weiterverhandelt. Sollte man sich nicht bald einigen können, kann sich Knill vorstellen, die Lohnverhandlungen an die einzelnen Betriebe auszulagern. „Das heißt nicht, dass wir den Kollektivvertrag kündigen wollen. Denkbar ist aber, dass unser Fachverband im Falle von fortlaufenden Blockaden durch die Gewerkschaften den Unternehmen empfiehlt, zur Unterstützung der Beschäftigten auf betriebliche Lösungen zu setzen.“

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