Analyse

Österreichs Fußball und das Jonglieren mit Loskugeln

Kapitän David Alaba beim 2:0-Sieg gegen Deutschland am Dienstag.
Kapitän David Alaba beim 2:0-Sieg gegen Deutschland am Dienstag.GEPA pictures / Johannes Friedl
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Was der 2:0-Sieg gegen Deutschland für die Fußball-EM 2024 bedeutet? Nicht mehr als eine erfreuliche Momentaufnahme. Man müsse die „Kirche im Dorf lassen“, sagt Marcel Sabitzer und blickt der Auslosung am 2. Dezember in Hamburg gelassen entgegen. Er hat, wie Teamchef Ralf Rangnick, keinen Wunschgegner.

Hurra, Österreich hat Deutschland besiegt. In einem eindrucksvollen Match wurde die schlechteste DFB-Mannschaft seit Jahrzehnten mit 2:0 bezwungen. In einem Freundschaftsspiel, vor großartiger Kulisse in Österreichs Sportmahnmal, dem Happel-Stadion. Die Treffer durch Marcel Sabitzer und Christoph Baumgartner waren bewegend, die Unzahl an Chancen hingegen, die Michael Gregoritsch und andere gegen die in Unterzahl heillos verlorenen Deutschen vergaben, blieb als Wermutstropfen zurück. Wobei, ein noch höherer Sieg hätte Österreichs ewig himmelhoch jauchzender und doch, immer wieder, schnell getrübter Fußballseele gar nicht so gutgetan.

So freut sich die nach Aufmerksamkeit und Erfolg lechzende Sportnation. Zu Recht, weil wieder einmal ein evolutionärer Wandel vollzogen scheint unter einem Teamchef, der Spieler, Medien und Zuschauer gleichermaßen euphorisiert. Aber, und das ist der große Unterschied zu allen Vorgängern: Ralf Rangnick (siehe Leitartikel) lehrt alle auch Demut. Dieses Geschick muss man als Österreicher stets neu erlernen, denn die EM-Auslosung am 2. Dezember kommt ja erst. Dann wissen Land und Verband, was es bei der Euro 2024 in Deutschland fürwahr spielen wird.

Der Lernprozess

Wer den Profis David Alaba (Real Madrid) und Marcel Sabitzer (Dortmund) zuhörte, der bemerkte eine Veränderung. Die Mannschaft wirkt gewachsen, die Erlebnisse von 2016 und 2020 dienen als wertvolle Erfahrung. „Man muss auch die Kirche im Dorf lassen. Wir sind 2016 schon extrem auf die Schnauze gefallen“, sagt etwa der BVB-Spieler. Die Spieler können dieses 2:0 also richtig einordnen. Österreich ist jetzt weder Geheim- noch Mitfavorit, sondern braucht weiterhin auch Losglück, um die K.-o.-Phase zu erreichen. Trotzdem, ein Blick zurück: 2016 war alles schon im ersten Spiel verloren. Einen Stangenschuss (Alaba) und ein 0:2 gegen Ungarn später herrschte landesweit breite Ernüchterung.

Teamchef Rangnick – er bestreitet sein erstes Großevent und muss neben Taktik, Aufstellung, Quartier (bei Weimar) und Vorbereitung auch für ein Entertainmentprogramm als Ablenkung während des Turniers sorgen – hat keinen Wunschgegner. Aber welche Gruppenkonstellationen gibt es?

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