Interview

Nationalbank-Führung: „OeNB-Verlust wird bei über zwei Milliarden Euro liegen“

Der Finanzminister werde im nächsten Jahrzehnt keine Gewinnausschüttungen mehr erhalten, so OeNB-Gouverneur Holzmann und OeNB-Direktor Steiner (l.).
Der Finanzminister werde im nächsten Jahrzehnt keine Gewinnausschüttungen mehr erhalten, so OeNB-Gouverneur Holzmann und OeNB-Direktor Steiner (l.).Clemens Fabry
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Die geldpolitischen Maßnahmen der vergangenen Jahre sorgen heuer für einen Milliardenverlust, so OeNB-Gouverneur Robert Holzmann und OeNB-Direktor Thomas Steiner. 2024 werde die Situation sogar „noch schlechter“ werden. Der Finanzminister werde daher „das nächste Jahrzehnt“ keine Gewinnausschüttungen mehr erhalten.

Die Presse: Sie haben jüngst gesagt, dass das „Ende der Fahnenstange“ bei den Zinsen noch nicht erreicht sei. Auf dem Markt gibt es aber die Erwartung, dass es im zweiten Quartal 2024 sogar wieder Senkungen geben könnte. Unterschätzt der Markt die Entschlossenheit der EZB?

Robert Holzmann: Es gibt Marktkräfte, die davon leben, dass es entsprechende Erwartungen gibt. Denn das hat für sie wirtschaftliche Vorteile. Für mich ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bei den Zinsen noch einmal nach oben geht, aber nicht geringer als die, dass es zu Senkungen kommt. Der Grund dafür ist, dass wir bei der Inflation nach wie vor hohe Werte haben. Denn die Rückgänge der Inflationsraten der vergangenen Monate hängen ja stark mit den Basiseffekten zusammen. Vor zwölf Monaten hatten wir einfach noch viel stärkere Preisanstiege. Und es gibt auch weitere Gefahren – einerseits bei den Energiepreisen aufgrund der politischen Situation im Nahen Osten, andererseits bei den Nahrungsmittelpreisen durch die große Trockenheit in Brasilien in der Folge von El Niño.

Wie ist diesbezüglich die Stimmung im EZB-Rat? Im Jänner haben Sie gesagt, es gibt große Einigkeit, dass es weitere Zinserhöhungen geben muss. Hat sich das inzwischen geändert?

Holzmann: Die letzte Entscheidung für eine Zinspause wurde von allen Mitgliedern einheitlich getragen – auch von mir. Unterschiede gibt es jedoch in der Erwartung, was noch passieren kann. Zu einem Grad wird das davon beeinflusst, wie hoch die Inflationsrate in den jeweiligen Ländern ist. Staaten, bei denen die Teuerung stärker zurückgegangen ist als bei uns, werden hier mittelfristig wohl auch eine andere Sichtweise haben.

Grund dafür ist, dass die Zinserhöhungen natürlich auch negative Nebeneffekte haben. Einerseits wird die Konjunktur gedämpft, was in Österreich und Deutschland heuer sogar zu einer Rezession führt. Andererseits hat sie aber auch auf die Notenbanken selbst Auswirkungen. Bereits im Vorjahr musste die OeNB einen hohen Verlust hinnehmen. Wie wird es heuer aussehen?

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