Replik

Menasses kontraproduktiver Rundumschlag gegen Windkraft im Waldviertel

Neben zahlreichen irreführenden und manipulativen Behauptungen zur angeblichen Schädlichkeit von Windrädern verunglimpft Robert Menasse die gesamte politische Klasse Niederösterreichs.

Der polemische Artikel gegen Windräder, „Heißa, Windräder für das Waldviertel!“, gerät Robert Menasse im „Spectrum“ der „Presse“ (18.11.2023) zu einer verschwörungstheoretischen Abhandlung.

Neben zahlreichen irreführenden und manipulativen Behauptungen zur angeblichen Schädlichkeit von Windrädern verunglimpft er die gesamte politische Klasse des Landes generalisierend als Steigbügelhalter der Windkraftbetreiberinnen und -betreiber, denen Bürgeranliegen grundsätzlich völlig egal sind. Nebulos zeichnet er eine korrupte Elite, die im Hintergrund die Fäden zieht. Dutzende Gutachten würden klarstellen, dass Windkraft keine Option sei, Menasse möchte dann aber nicht einmal ein einziges Gutachten benennen oder konkretisieren.

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Wenn es um die Abwägung und Entscheidung von gewichtigen Zukunftsfragen wie der Energiewende für das Waldviertel geht, ist die Polemik, die Gegner bewusst diffamiert, um eigene Argumente in den Mittelpunkt zu rücken, gewiss nicht das geeignete Mittel, um die notwendige sachliche, öffentliche Diskussion voranzubringen. Als literarisches Stilmittel wäre sie dennoch zu akzeptieren, wenn nicht – wie im gegenständlichen Artikel von Herrn Menasse  - nicht ein einziges eigenes Argument gebracht wird, wie der jährliche Abfluss von 400 Mio. EUR aus dem Waldviertel für Energieimporte aus größtenteils fossilen und atomaren Quellen gestoppt werden soll bzw. eine klimaverträgliche Energieversorgung  bewerkstelligt werden kann. Stattdessen werden im Gegenteil die zweifelhaften Behauptungen der überschaubaren, aber sehr aktiven Windkraftgegner ohne eigenen Lösungsansatz oder eigene Argumente literarisch aufgewärmt. So rutscht der Versuch polemisch gegen Windkraft zu schreiben als wütender Rundumschlag ins Reich der Verschwörungstheorien ab.

Die im Artikel explizit angesprochenen Grünen sehen sich vor Ort im Bezirk Gmünd im Gegensatz zu Menasses Standpunkt ganz klar auf der Seite der Wissenschaft und lehnen die einseitige, tendenziöse und inhaltlich manipulative Ausrichtung des Artikels ab.

Die Grünen sind aus der Anti-Atomkraftbewegung entstanden und sehen auch heute noch in der Energiewende hin zu erneuerbaren Energien die größte Chance, nicht nur die fossilen Brennstoffe zu ersetzen, sondern vor allem auch der Atomkraft jegliche Grundlage zu entziehen. Während die Verbrennung fossiler Energieträger die Erde erhitzt und das Leben – je nach Temperaturanstieg – unter Umständen langfristig unmöglich macht, kann die Explosion eines der tschechischen, grenznahen Atomkraftwerke oder die Lagerung von Atommüll - vielleicht gleich hinter dem Haus von Herrn Menasse - das Leben im Waldviertel in kürzester Zeit unmöglich machen (siehe Tschernobyl).

Es braucht mutige Menschen für die Transformation

Windräder hingegen sind sicher, wirtschaftlich sehr effizient, nutzen eine dauerhaft vorhandene Ressource und können problemlos abgebaut werden, sobald eine neue, bessere Technologie zur Verfügung stehen sollte. Und genau aus diesen Gründen arbeiten wir als Partei an den gesetzlichen Rahmenbedingungen, um Windkraft möglichst naturschonend umzusetzen und unterstützen alle Initiativen, die sich für die Windkraft einsetzen, weil wir – aus einer Umweltbewegung hervorgegangen – das Menschenrecht auf ein lebenswertes Leben als höchstes Gut ansehen. Verschwörungstheorien mögen kurzfristig die unsichere Welt ordnen und den Selbstwert steigern, sind aber ungeeignet zur Lösung von existenziellen Krisen, wie die des menschengemachten Klimawandels. Dazu braucht es vielmehr die geballte Kraft der Wissenschaft und viele mutige Menschen, die die Transformation konstruktiv mitgestalten.

Christian Oberlechner ist Grüner Gemeinderat in Waldenstein/Gmünd, Spitzenkandidat in Gmünd / LT-Wahl 2023 und Mobilitätssprecher der Grünen im Bezirk Gmünd.

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