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OMV-Eigentümer Adnoc ist auf Einkaufstour in Europa

Auch die OMV-Tochter Borealis ist für Adnoc ein Objekt der Begierde.
Auch die OMV-Tochter Borealis ist für Adnoc ein Objekt der Begierde.APA / APA / Robert Jaeger
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Der Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi soll Interesse an einem Kauf der BASF-Tochter Wintershall haben. Damit würde Adnoc seine Einkaufstour in Europa intensivieren. Denn schon zuvor klopfte Adnoc bei mehreren Adressen in Europa an – darunter auch bei der OMV.

Wien. Es wäre ein Deal mit einem Volumen von mehr als zehn Milliarden Euro. So viel müsste die staatliche Abu Dhabi National Oil Company laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg unter Verweis auf Insider zahlen, wenn sie die BASF-Tochter Wintershall übernehmen will. Und genau das sollen derzeit die Überlegungen in Abu Dhabi sein. Der Konzern wolle damit seinen „globalen Footprint“ erweitern.

Bei BASF könnte das Ansinnen durchaus gut ankommen. So arbeitet der deutsche Chemiekonzern schon seit längerem mit Beratern zusammen, um einen möglichen Verkauf seines 73-Prozent-Anteils an Wintershall zu verkaufen. Der Rest des bis zum Ausbruch des Krieges in der Ukraine vor allem in Russland stark vertretenen Öl- und Gaskonzerns gehört dem Milliardär Michail Fridman. Bereits im Jänner kündigte Wintershall an, sich aus Russland zurückzuziehen zu wollen, allerdings scheint der Prozess wesentlich schwieriger zu laufen als ursprünglich geplant.

Auch Interesse an Chemiefirmen

Das Interesse von Adnoc an Wintershall ist vor allem insofern spannend, da es sich dabei nicht um das erste Kaufangebot in Europa innerhalb der letzten Wochen handeln würde. So hat Adnoc bereits im Juni seine Absicht bekundet, den deutschen Chemiekonzern Covestro zu übernehmen. Adnoc hatte zunächst 55 Euro je Covestro-Aktie geboten. Im Juli hatte der Staatskonzern sein informelles Angebot dann Insidern zufolge auf 57 Euro je Aktie erhöht. Mitte August soll Adnoc signalisiert haben, dass der Ölkonzern ein schriftliches Offert von 60 Euro je Aktie vorlegen könnte. Covestro würde damit an der Börse mit knapp 11,6 Mrd. Euro bewertet.

Nach wie vor gibt es jedoch keine formellen Übernahmegespräche. Dies wurde jedoch kürzlich von mehreren Covestro-Großinvestoren öffentlich gefordert. Nur so könnten die Marktspekulationen wieder eingedämmt werden, die zuletzt für die Aktie des Unternehmens bereits belastend waren.

Über eine mögliche Fusion gemeinsamer Firmenteile spricht Adnoc wiederum seit dem Sommer mit der OMV. Die beiden Konzerne sind bereits über mehrere Schienen miteinander verbunden. So ist der arabische Ölkonzern mit 24,9 Prozent nach der heimischen Staatsholding Öbag der zweitgrößte Aktionär der OMV und aufgrund eines Syndikatsvertrages mit der Öbag de facto auch kontrollierend beim heimischen Gas- und Ölkonzern. Gleichzeitig betreibt die OMV-Tochter Borealis zusammen mit Adnoc das Chemie-Joint Venture Borouge. Der Plan ist hier, Borealis und Borouge zu fusionieren und so einen neuen globalen Player in der Chemiebranche zu schaffen. Die Gespräche darüber sollen sich in der Endphase befinden – eine Entscheidung darüber dürfte noch im heurigen Jahr erfolgen.

OMV müsste Geld zuschießen

Aktuell gehören der OMV 75 Prozent der Borealis und Adnoc die restlichen 25 Prozent. Im Rahmen der geplanten Fusion könnte Borealis dem Vernehmen nach mit knapp über zehn Milliarden Euro bewertet werden, Borouge mit fast 20 Milliarden Euro.

Laut dem zuletzt verhandelten Vorschlag müsste die OMV dem neu entstehenden Gemeinschaftsunternehmen 1,7 Milliarden Euro zuschießen, um über diese Kapitalerhöhung auf denselben Anteil von 47 Prozent wie Adnoc zu kommen. Die restlichen sechs Prozent würden an der Börse verbleiben. Debattiert werden den Informationen zufolge allerdings noch der Börsenplatz und der Hauptsitz des Unternehmens.

Eine Option wäre dabei ein österreichischer Firmensitz bei Verbleib an der Börse des Emirats. Allerdings drängen die heimischen OMV-Aktionäre darauf, dass das neue Unternehmen auch an der Wiener Börse notiert. (jaz/ag.)

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