Interview

Lenzing-Chef Sielaff: „Wenn man das Rad überdreht, wird die Industrie handeln“

Lenzing-Chef Stephan Sielaff wünscht sich ein Bekenntnis zur Industrie.
Lenzing-Chef Stephan Sielaff wünscht sich ein Bekenntnis zur Industrie.Clemens Fabry
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Interview. Lenzing-Vorstand Stephan Sielaff appelliert an die Lohnverhandler, die Standortstärkung bei den Gesprächen im Auge zu behalten, erklärt, warum man als Industriebetrieb in Österreich mitunter an seine Grenzen kommt, und woran es bei der grünen Transformation hakt.

Die Presse: Die heimische Industrie befindet sich in einer Rezession. Wann wird es wieder bergauf gehen? 

Stephan Sielaff: Marktbeobachter sind noch zu Jahresbeginn davon ausgegangen, dass wir im dritten oder vierten Quartal ein deutliches Wachstum sehen werden. Das ist gänzlich ausgeblieben. In China, das ein wesentlicher Markt für uns ist, waren die Textilumsätze im dritten Quartal rückläufig, auch in Europa gab es ein Minus. Was machen die Menschen? Sie halten ihr Geld zusammen, und wenn sie welches ausgeben, dann für Restaurants oder Urlaub. In der Textilindustrie sind die Lager voll. Für Konsumenten ist das eine gute Nachricht, weil der Handel seine Ware mit ordentlichen Rabatten losschlagen wird müssen. Wir gehen aber nicht davon aus, dass sich der Markt vor dem dritten oder vierten Quartal des kommenden Jahres erholt. Vielleicht wird es auch erst Anfang 2025 so weit sein. 

Derzeit werden die Lohnabschlüsse in der metalltechnischen Industrie verhandelt. Die chemische Industrie ist erst im Frühjahr dran. Sind Sie schon in Sorge?

Blicken wir zunächst einmal auf den Standort Österreich. Das Positive an ihm ist der stabile Rechtsrahmen und sehr gut ausgebildete Menschen. „Made in Österreich“ hat einen hohen Stellenwert. Aber wir haben auch deutliche Nachteile. Das fängt bei den Energiekosten an, die in Europa mittelfristig drei bis fünf Mal so hoch sein werden wie in den USA. Dann haben wir eine sehr langsame Administration. Und ich habe eine immer höhere Regulierungsdichte. In den vergangenen beiden Jahren gab es bereits vergleichsweise hohe Lohnabschlüsse. Ich kann nun nur appellieren, mit Augenmaß und dem Ziel der Standortstärkung in die Verhandlungen zu gehen. Wenn man das Rad überdreht, wird die Industrie handeln. 

»Wenn mir die Kosten davonlaufen und ich als Unternehmen die Möglichkeit habe, Tätigkeiten global auszulagern, wird man das machen. «

Stephan Sielaff

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