Täglich pilgern Angehörige und Freunde der Entführten zum „Platz der Geiseln“ vor dem Tel Aviver Kunstmuseum.
Grauen in Nahost

Israel im kollektiven Trauma: „Das ist der Krieg unserer Generation“

Das Hamas-Massaker hat Israel tief verwundet. Das Land bangt um die Geiseln in Gaza und ist entschlossen, die Hamas auszuschalten. Doch das Zeitfenster schließt sich. Eine Reportage.

Omer Wenkert fehlt. Seit 7. Oktober vermisst ihn seine Familie. Seit Wochen kommen seine Freunde zur Plaza vor dem Kunstmuseum in Tel Aviv. Jeden Tag. Eine lange Sabbat-Tafel erinnert an die Geiseln im Gazastreifen. Der Tisch ist reichlich gedeckt — mit Tellern, Besteck, Weingläsern und Kinderbechern. Doch 240 Sessel sind frei. Ein Sessel für jeden Menschen, den die Hamas aus Israel entführt hat.

Am Freitag hat die Terrororganisation im Zuge einer Feuerpause 13 israelische Frauen und Kinder sowie zehn Thailänder und einen Philippiner freigelassen. Nach einer nervenzerreibenden Verzögerung übergab die Hamas Samstagnacht weitere 13 israelische und vier thailändische Geiseln ans Rote Kreuz. Unter ihnen befinden sich auch die Frau und zwei Kinder des österreichisch-israelischen Doppelstaatsbürgers Tal Shoham. Er selbst und mehr als 200 andere Verschleppte bleiben vorerst in den Fängen der radikalen Islamisten.

Die Sabbat-Festtafel mit 240 Sesseln in Tel Aviv.
Die Sabbat-Festtafel mit 240 Sesseln in Tel Aviv.Imago / Debbie Hill

Romy und Aviv halten ein Schild hoch, auf denen ihr Freund Omer Wenkert abgebildet ist. Sie sind 22 Jahre alt. Genau wie er. Sie kennen einander, seit sie kleine Schulkinder waren. Sie haben zusammen gelacht und gefeiert, einander unterstützt und zugehört. Eine Clique, die durch dick und dünn gegangen ist in dem kleinen Städtchen Gedera südlich von Tel Aviv.

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