Fast alle Regisseure hatten einen fatalen Hang zur Heroisierung, so auch im Stummfilmklassiker von Abel Gance (1927). 
Geschichte

Auf in den Kampf! Wie Napoleon im Kino Emotionen schürte

Das neue Werk von Ridley Scott steht in einer großen Tradition: In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten Napoleon-Filme in Europa Hochkonjunktur. Sie waren eng verwoben mit Nationalismus und spiegelten die Gefühle zwischen den Weltkriegen wider. 

Als er noch nicht Michael Curtiz hieß, arbeitete der österreichisch-ungarische Regisseur Mihály Kertész für die Wiener Produktionsfirma Sascha-Film des Grafen Alexander Kolowrat. Von einem Welterfolg wagte er im Oktober 1923 noch nicht zu träumen, der kam 1942 mit „Casablanca“. Doch damals strömten die Wiener in die Kinos, um seinen Film „Der junge Medardus“ zu sehen. Der ambitionierte, mehr als zwei Stunden lange Stummfilm basierte auf dem gleichnamigen Theaterstück von Arthur Schnitzler, das 1910 zu Burgtheater-Ehren gekommen war. Er spielte 1809, als Napoleon gegen Österreich die Schlachten von Aspern und Wagram schlug und kurze Zeit im Schloss Schönbrunn residierte. Natürlich wurde an den Originalschauplätzen gedreht, etwa in der Lobau. Auf dem ­Laaerberg wurde in aufwendigen Kulissen das Wien des frühen 19. Jahrhunderts nachgebaut.

Die Filmkritik war begeistert. Auch Schnitzler zeigte sich mit dem Ergebnis durchaus zufrieden, was verwundert. Das psychologisch anspruchsvolle Drama um einen jungen Wiener Studenten, der sich in einer unglücklichen Liebe zu einer französischen Adeligen verheddert und ein Attentat auf Napoleon plant, wurde zu einer Abfolge von spektakulären Schlachtenszenen in einem monumentalen Ausstattungsfilm. „Man kann sich an dem Prunk und der Schönheit dieses Filmkunstwerks kaum sattsehen“, schrieb „Die Presse“.

Der berühmte Korse war damals aus den Kinosälen nicht wegzudenken. Allein zwischen 1920 und 1923 entstanden neun deutsche und österreichische Filme über ihn.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.