Geld

Debatte um digitalen Euro

Joachim Nagel, der Chef der deutschen Bundesbank, will die Banken vom digitalen Euro überzeugen, stößt aber anscheinend auf Hürden.
Joachim Nagel, der Chef der deutschen Bundesbank, will die Banken vom digitalen Euro überzeugen, stößt aber anscheinend auf Hürden.Picturedesk/Sebastian Rau
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Widerstand gegen den digitalen Euro kommt auch von Banken. Die deutsche Bundesbank will nun Überzeugungsarbeit leisten.

„Der digitale Euro hat keinen Nutzen“, hatte kürzlich der Ökonom Peter Bofinger auf einer Veranstaltung der Bundessparte Banken und Versicherungen der österreichischen Wirtschaftskammer gesagt. Banken stehen dem Vorhaben vielfach skeptisch gegenüber, da der Zahlungsverkehr derzeit ihre Domäne ist und nicht die der Zentralbank. Zudem fürchten sie sich vor den höheren Kosten, wenn sie die Zahlungen mit digitalen Euro abwickeln sollen. Die Europäische Zentralbank (EZB) will aber der Dominanz der US-Firmen im Zahlungsbereich (Visa, Mastercard, Paypal) sowie der Konkurrenz durch Kryptowährungen wie Bitcoin etwas entgegensetzen.

Datenschützer sind skeptisch

Geht es nach der EZB, kann man fünf Jahren mit dem digitalen Euro bezahlen. Es wäre Geld direkt von der Zentralbank, wie Bargeld. Anleger könnten es auf ihren eigenen digitalen Geldbörsen halten. Das Geld würde den Inhabern gehören – anders als das Giralgeld, das nur eine Forderung an die Bank darstellt. Um den Banken das Geschäft nicht zu zerstören, ist aber eine Obergrenze, etwa 1000 oder 3000 digitale Euro pro Person, geplant. 

Befürworter begrüßen eine zusätzliche, praktische digitale Zahlungsmöglichkeit. Auch wäre das Geld der Kunden vor Bankenpleiten sicher – ein Vorteil, der aber durch die Obergrenze nicht groß wäre. Kritiker verweisen auf die Gefahr für die Privatsphäre: Sie fürchten, dass der Staat künftig direkt Konten einsehen oder die Auszahlung von digitalen Euro an Bedingungen knüpfen könnte. Das ist zwar laut EZB nicht geplant, ein digitaler Euro könnte aber die technischen Grundlagen dafür legen.

Was die Banken betrifft, so wollen Notenbanker nun offensichtlich Überzeugungsarbeit leisten: Die Geldhäuser haben aus Sicht von Joachim Nagel, Präsident der deutschen Bundesbank und Mitglied des EZB-Rats, neue Geschäftsmöglichkeiten durch einen digitalen Euro noch nicht genügend erfasst. Mit dem digitalen Euro ließen sich Finanzprodukte viel kleinteiliger anbieten als bisher, sagte Nagel am Samstag auf der Veranstaltung „Euro20+“ mit jungen Erwachsenen in Frankfurt. „Das ist im Übrigen ein Aspekt, von dem ich glaube, dass er von der Kreditwirtschaft noch unterschätzt wird“, sagte er. Aus einer digitalen Geldbörse heraus werde es dann möglicherweise schneller möglich sein, in Finanzprodukte im Finanzmarkt einzusteigen.

„Neue Geschäftsideen“

„Und da wird es in den nächsten Jahren darum gehen, dass wir die Banken, insgesamt die Finanzdienstleister, dort stärker davon überzeugen können, dass da für sie viele neue Geschäftsideen quasi vor ihnen liegen,“ sagte Nagel.

Die EZB hatte im Oktober grünes Licht für die nächsten Schritte hin zu einer digitalen Version der Gemeinschaftswährung gegeben. Dabei sollen das Regelwerk fertiggestellt und Anbieter für die Entwicklung einer Plattform und Infrastruktur ausgewählt werden.
(b. l./Reuters)

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