Interview

„Wir müssen Frieden mit den Palästinensern schließen“

Israels ehemalige Außenministerin Tzipi Livni engagierte sich bei den Protesten gegen die Justizreform.
Israels ehemalige Außenministerin Tzipi Livni engagierte sich bei den Protesten gegen die Justizreform. AfP/Jack Guez
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Israels Ex-Außenministerin Tzipi Livni fordert neue Verhandlungen über eine Zweistaaten-Lösung nach Ausschaltung der Hamas im Gazastreifen. Am Tag nach dem Krieg werde die Ära Netanjahu vorbei sein, prophezeit sie und erwartet danach eine gemäßigtere Regierung.

Wie haben Sie den Terror-Überfall der Hamas auf Israel am 7.Oktober erlebt?

Tzipi Livni: Ich war zu Sukkot (Laubhüttenfest; Anm.) mit meiner Familie in Mailand und sollte in der Früh zu einem Treffen nach Kopenhagen fliegen.  Mein Gepäck war bereits im Flugzeug, als mich die Nachricht erreichte, dass mein guter Freund, Bürgermeister Ofir Lipstein beim Versuch getötet worden ist, seine Gemeinde im Kibbuz Kfar Aza an der Grenze zum Gazastreifen gegen die Hamas-Terroristen zu verteidigen. Ich entschied mich noch am Gate, nach Israel zurückzufliegen. Dort erkannte sofort: Nichts mehr ist so wie es war.

Was ist anders?

Es ist nicht nur die Zahl der Menschen, die an einem Tag ermordet wurden. Es sind nicht nur die Geiselnahmen. Es ist der Horror. Es sind die Massenvergewaltigungen, die Enthauptungen, die Folter, die Freude der Mörder. Es ist diese Situation der Hilflosigkeit, der Erniedrigung und des Schmerzes. Jeder Jude und jede Jüdin hat sich schon einmal überlegt, was er oder sie getan hätte im Holocaust. Am 7.Oktober erlebten die Menschen, die gefoltert und getötet wurden, Ähnliches wie im Holocaust, und zwar innerhalb unseres unabhängigen Staates.

Israel durchlebt den Schrecken gewissermaßen neu.

Es ist ein nationales Trauma. Jeder von uns kennt jemanden, der getötet, verletzt oder entführt wurde oder in die Armee eingezogen wurde. Es wird dauern, den Horror zu verarbeiten, selbst wenn wir den Krieg gewinnen und alle Geiseln nach Israel zurückkehren.

Haben Sie eine Erklärung für diese Freude über die Massaker?

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