KV-Verhandlungen

Warnstreik im Handel am ersten Adventwochenende

Werden sich die Streiks im Zuge der diesjährigen Lohnrunden noch ausweiten? Die Sozialpartner haben es in der Hand.
Werden sich die Streiks im Zuge der diesjährigen Lohnrunden noch ausweiten? Die Sozialpartner haben es in der Hand.APA / APA / Roland Schlager
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Es ist die entscheidende Woche der Lohnverhandlungen. Die Sozialwirtschaft hat vorgelegt, Metaller könnten folgen - im Handel setzt es erst einmal Warnstreiks. Die Sozialpartnerschaft muss sich beweisen, sonst drohen weitere Streiks.

Der Abschluss der Sozialwirtschaft in den frühen Dienstagmorgenstunden war so etwas wie ein kleiner Lichtblick im festgefahrenen Verhandlungsherbst – ein Signal, dass doch noch etwas geht. Nach einem 16-stündigen Verhandlungsmarathon einigten sich die Sozialpartner auf ein Gehaltsplus von 9,2 Prozent für die 130.000 Beschäftigten im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich. Der angedrohte Streik in den Sozialberufen konnte somit auf den letzten Drücker abgewendet werden - anders die Situation im Handel, wo die Verhandlungen auch am Dienstag gescheitert sind. Ausgerechnet am ersten Adventwochenende soll es nun Warnstreiks geben.

Es war der Auftakt zu einer Super-Tarifverhandlungswoche. Neben der Sozialwirtschaft und dem Handel verhandeln diese Woche auch die Metaller. Dabei geht es nicht nur um die Löhne und Gehälter von insgesamt rund 700.000 Beschäftigten, sondern generell um die Zukunft von gesellschaftlich sowie volkswirtschaftlich wichtigen Branchen.

Der Handel

Die Ausgangslage im Handel ist denkbar schlecht. Die Teuerung schlägt sich auf die Konsumlaune, einbrechende Umsätze sind die Folge. Zu verteilen gibt es nicht viel, sagen die Arbeitgeber, und doch bestehen die Arbeitnehmervertreter mindestens auf einen Ausgleich der Inflation. Erst einmal – vor 21 Jahren – konnte der Handel vor den Metallern abschließen. Die bisherigen drei, jeweils vorzeitig abgebrochenen Verhandlungsrunden deuten jedoch nicht darauf hin, dass es für die 430.000 Angestellten so schnell einen Abschluss geben wird. Im Gegenteil: Die Zeichen stehen auf Sturm.

Zu einer Einigung kam es dann tatsächlich nicht, die Verhandlungen wurden am Dienstagabend erneut abgebrochen. Die Gewerkschaft kündigte daraufhin Warnstreiks vom 30. November bis zum 3. Dezember an. Das wäre das erste Mal überhaupt im Handel. Einer „ersten Streikwelle“ würden sich mehr als 300 Betriebe anschließen, sagte Helga Fichtinger, die Chefverhandlerin der Gewerkschaft, zur „Presse“. Betroffen davon seien Betriebe in sämtlichen Sparten – vom Buchhandel über große Modeketten bis hin zu Supermärkten. Viele Filialen dürften „ein bis drei Stunden“ geschlossen bleiben, Streiks im Großhandel könnten zu Verfügbarkeitsengpässen führen.

Ähnliche Pläne konnten im Vorjahr durch einen Abschluss in letzter Sekunde verhindert werden. Die Händler dürfte ein Streik am ersten Advent-Einkaufswochenende auf dem völlig falschen Fuß erwischen. Das Weihnachtsgeschäft ist für den Handel die wichtigste Zeit des Jahres. Großer Profiteur von Streiks wäre der Onlinehandel.

„Von Streiks im Weihnachtsgeschäft profitiert niemand außer Drittstaatenhändler, was wiederum die Sozialsysteme und die Volkswirtschaft schwächt“, räumte WKÖ-Handelsobmann und Arbeitgeber-Verhandler Rainer Trefelik am Dienstag in einer Stellungnahme ein. Die Gewerkschaft müsse die wirtschaftliche Realität und die Herausforderungen im Handel berücksichtigen, so Trefelik.

„Dass die Arbeitgeber unser Angebot für einen sozial gestaffelten Abschluss, der die unteren Gehaltsgruppen stärker angehoben hätte, nicht aufgegriffen haben, zeigt, wie weit sie von der Lebensrealität der eigenen Beschäftigten entfernt sind“, konterte Fichtinger.

Die Sozialwirtschaft

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