Glosse

Rosen und Nudeln: Was soll in der Hymne Favoritens vorkommen?

Nach Willi Resetarits benannt: neuer Gemeindebau im Quartier „Neues Landgut“ am Anfang der Laxenburger Straße.
Nach Willi Resetarits benannt: neuer Gemeindebau im Quartier „Neues Landgut“ am Anfang der Laxenburger Straße.Patricia Bagienski-Grandits
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Der zehnte Bezirk Wiens soll laut Bezirksvorsteher eine Hymne bekommen. Was soll sie besingen?

Wien ist als einziges Bundesland Österreichs hymnenlos. Doch seine Bezirke drängen nach Lobgesang: Floridsdorf hat seit 2021 eine Hymne, nun soll Favoriten folgen, der Bezirksvorsteher hat einen Wettbewerb ausgelobt. Was soll wohl vorkommen im Lied des zehnten Bezirks? Regentropfen auf Rosen, warme Handschuhe, Apfelstrudel und, Verzeihung, Schnitzel mit Nudeln – zumindest wenn man der ersten Assoziation folgt: „My Favorite Things“, das Lied aus „The Sound of Music“, das Jazzfreunde in einer wortlosen Version von John Coltrane kennen.

Die Assoziation ist etymologisch legitimiert: Beides kommt vom lateinischen „favere“, begünstigen. So nannte Leopold I. 1677 ein kleines Schloss, das er sich im Augarten (heute im zweiten Bezirk) einrichten ließ, Favorita. Doch schon 1623 wurde ein südlicher gelegener Gutshof als Favoritenhof bezeichnet, er diente als Witwensitz von Kaiserinnen. 1642 wurde er zum barocken Lustschloss namens Favorita, heute ist dort das Theresianum.

Das steht aber nicht in Favoriten, sondern in der Wieden, im vierten Bezirk. So ist der namensgebende Ort des zehnten Bezirks extraterritorial, im Gegensatz zu seinem Wahrzeichen, der gotischen Säule Spinnerin am Kreuz. Sie steht auf der sanften Anhöhe des Wienerbergs, an der Triester Straße, die nach Süden führt, bevor sie in die Autobahn übergeht, an der ein Schild mit der hilfreichen Aufschrift „Nach Kärnten“ affichiert ist.

Vom Amalienbad nach Italien

Auch diese sehnsüchtige Ausrichtung gen Süden sollte wohl in der Hymne vorkommen. Das baulich von römischen Thermen inspirierte, nach der sozialdemokratischen Weißnäherin und Gemeinderätin Amalie Pölzer benannte Amalienbad hat ja schon Georg Kreisler in „Der schöne Heinrich“ auf Italien binnengereimt.

Ob die Hymnendichter das Wortspiel Favoriten’n’Blues aufnehmen sollen, ist fraglich. Sie sollten aber wissen: Auch das sterbliche und leider schon gestorbene Alter Ego des Ostbahn-Kurti, Willi Resetarits, hat prägende Jahre in Favoriten verbracht: am Humboldtplatz. 2024 wird ein Gemeindebau in der Nähe des Hauptbahnhofs, ehemals Südbahnhof, nach ihm benannt. Pflanzt ihm tausend Rosen!

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