Der legendäre frühere US-Außenminister und Sicherheitsberater ist ein halbes Jahr nach seinem 100. Geburtstag gestorben. Als Vordenker und geopolitischer Stratege prägte er eine Ära und war bis zuletzt aktiv. Die Politik des Friedensnobelpreisträgers hat die Öffentlichkeit indes auch polarisiert.
Nach seinem 100. Geburtstag vor einem halben Jahr hat es sich Henry Kissinger nicht nehmen lassen, nach Deutschland zu fliegen, wo er im Stadttheater seiner fränkischen Heimatstadt Fürth Ehrungen entgegennahm. Im Juli reiste er nach China, wo ihn Staats- und Parteichef Xi Jinping empfing. Und in den Tagen nach dem Terror-Überfall der Hamas kritisierte er die westeuropäische Einwanderungspolitik, die durch den unbegrenzten Zugang von Muslimen gleichermaßen den Antisemitismus heranzüchte.
Die Sehkraft, das Gehör und die Beine hatten ihn da bereits im Stich gelassen, der Intellekt war aber hellwach, sein Interesse an der Weltpolitik ungebrochen und der Bass mit dem schweren deutschen Akzent markant wie eh und je. Zwei Bücher waren noch in Planung, und neben den außenpolitischen Krisen von der Ukraine über Nahost bis Taiwan trieb Henry Kissinger auch der Themenkomplex rund um die künstliche Intelligenz um.