Literatur

Viermal Liebe und zwei Morde

Publiziert auch wissenschaftlich: Joanna Bator, geboren 1968 in Wałbrzych, Polen.
Publiziert auch wissenschaftlich: Joanna Bator, geboren 1968 in Wałbrzych, Polen.Foto: Magda Hueckel/Suhrkamp Verlag
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Beißend böse: Joanna Bators umfangreiches Familienpatchwork „Bitternis“ bietet handwerklich hervorragende gehobene Unterhaltung – garniert mit ein wenig Horror und viel Zynismus.

„Bitternis“ heißt der neue Roman der vielfach ausgezeichneten polnischen Autorin Joanna Bator, Jahrgang 1968, in der deutschen Fassung, im polnischen Original „Gorzko, gorzko“ („Bitter, bitter“). Treffender könnte der Titel nicht sein: Der Begriff stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist eine Ableitung zur althochdeutschen Wortwurzel „bittar“, die „beißend“ bedeutet. Und der Roman „Bitternis“ ist genau das: beißend zynisch in seinem Duktus und über weite Strecken beißend böse in dem, was er erzählt.

Ein paar Stellen darin erinnern an ein Splattermovie: Denn es werden Männer getötet im Roman – und auch verspeist. Und auch wer es gern surrealistisch mag, kommt auf seine Kosten: So kündet etwa ein unerlöster Selbstmörder immer wieder von Unheil, indem er „Kilimandscharo“ krächzt (weil er es zeit seines Lebens nicht geschafft hat, den Berg zu erklimmen). Im Kern aber ist „Bitternis“ eine realistische, wenngleich sehr düstere Familiengeschichte über vier Generationen im heutigen Polen, deren Hauptanliegen eine (tiefen-)psychologische Ergründung der missglückten Lebensläufe der Hauptfiguren sein dürfte. Konzipiert ist „Bitternis“ als eine Art „Familienpatchwork“ von vier Frauenleben, wie die Ich-Erzählerin des Romans, der jüngste Spross Kalina Serce, einmal anmerkt.

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