Mobilität

E-Carsharing: Frauen wollen es viel genauer wissen

Frauen nehmen E-Autos gern an, wenn das Carsharing in der Wohnumgebung ist, die Kosten gut einschätzbar und niedrig sind.
Frauen nehmen E-Autos gern an, wenn das Carsharing in der Wohnumgebung ist, die Kosten gut einschätzbar und niedrig sind.Picturedesk/Caro Geilert
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Carsharing mit Elektroautos gibt es immer mehr. Doch bisher nutzen nicht genug Leute diese Angebote, die eigentlich Emissionen und Parkplätze sparen. Forscherinnen befragten Frauen, was ihnen bei E-Carsharing fehlt. Derzeit leihen hauptsächlich Männer Elektroautos aus.

Frauen schätzen Angebote mit fixem Stellplatz und klarer Voranmeldung. „Vor allem, wenn sie mit Kindern unterwegs sind, wollen sie Carsharing besser planen“, sagt Projektleiterin Linda Dörrzapf vom Institut für Raumplanung der TU Wien. Sie arbeitet mit der Soziologin Sonja Gruber am Projekt Gecar (Gendersensibles E-Car­sharing), finanziert vom Klimaschutzministerium. Hierbei testeten Frauen Angebote und erarbeiteten mit den Forscherinnen Verbesserungsvorschläge. „Wichtig ist, dass in der nahen Wohnumgebung Carsharing zur Verfügung steht und die Kosten gut einschätzbar und niedrig sind“, sagt Dörrzapf.

Viele Frauen – mit und ohne Kinder – legen ihre Wege in der Stadt zum größten Teil ohne Auto, zu Fuß, mit dem Rad oder Öffis zurück. Carsharing wird für sie eher in Sondersituationen wichtig – wenn sie z. B. größere Einkäufe erledigen, schwere Dinge transportieren oder einen Ausflug planen. „E-Carsharing wird für Frauen attraktiver, wenn es eine breitere Palette an Fahrzeugtypen gibt“, sagt Dörrzapf. Sind Modelle dabei, die weniger heikel gegenüber Bröseln oder Schmutz von Kinderschuhen sind, entscheiden sich Frauen mit Kindern schneller für ein geliehenes Auto. Außerdem wird E-Carsharing lieber angenommen, wenn es Teil eines umweltfreundlichen Konzepts mit mehreren Verkehrsmitteln ist, also auch E-Bikes oder Lastenräder ausgeliehen werden können.

Frauen wünschen sich auch genauere Anleitungen: mehr Informationen und Transparenz, wie das mit der Reservierung, Registrierung und Abrechnung funktioniert. „Wir sehen, dass Frauen einen höheren Informationsbedarf im Vorhinein haben. Sie wollen sich oft nicht die Zeit nehmen, alles durchzuprobieren und auszutesten. Die Infos sollen knapp und kompakt verpackt sein“, sagt Dörrzapf. Lange „Gebrauchsanleitungen“ durchlesen zu müssen ist für viele ein Grund, Carsharing doch nicht zu nutzen. Trotzdem ist es für die Frauen wichtig, dass einfach und schnell klar ist: Wie funktioniert der Buchungsprozess, wo stehen die Fahrzeuge, wie komme ich in die Parkgarage rein und raus, welche Kosten kommen auf mich zu, wie ist das mit der Versicherung, darf nur ich oder wer anders lenken, wie öffne, entriegle und lade ich das E-Auto, wie geht man mit der Automatikschaltung um usw.

„Wir haben als Fallstudie zwei standortbasierte Angebote untersucht – das vom gewerblichen Anbieter MO.Point in Wien und das eines vereinbasierten Carsharings in Bregenz, dem Maronihof“, so Dörrzapf. Dort haben sich 40 Familien als Verein zusammengeschlossen, als private Initiative in ihrem Grätzel mit vier gemeinsamen Autos. „Beim Carsharing Maronihof sind verhältnismäßig viele Frauen dabei“. Die überschaubare Gruppengröße, eine konkrete Ansprechperson, die zuverlässige Verfügbarkeit der Fahrzeuge und die vergleichsweise geringen Kosten werden von den Frauen wertgeschätzt.

Fallstudie in Wien und Vorarlberg

„Wir haben auch bemerkt, dass privates Car­sharing in einer kleinen Gruppe von wenigen Personen als sehr spannend gesehen wird. Nutzerinnen haben bei einem Verein oder einer Nachbarschaftsgruppe eher das Gefühl, sich Dinge besser ausmachen zu können. Gleichzeitig besteht doch die Sorge, nicht immer auf ein Auto zugreifen zu können, wenn es gebraucht wird“, so Dörrzapf.

Allgemein wichtig für die stärkere Nutzung von E-Carsharing durch Frauen ist es auch, sie im Marketing verstärkt als Zielgruppe anzusprechen. Dabei sollte der Alltag von Frauen berücksichtigt werden, z. B. dass sie oft mit Kindern unterwegs sind, Einkäufe erledigen oder sich um Angehörige kümmern.

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