Interview

Klimaforscher Schellnhuber: „Wir betrachten die Natur als Warenlager und Müllhalde“

Neuer IIASA-Chef John Schellnhuber: „Wir haben den Respekt vor der Natur verloren. Und sind als Zivilisation größenwahnsinnig geworden.“
Neuer IIASA-Chef John Schellnhuber: „Wir haben den Respekt vor der Natur verloren. Und sind als Zivilisation größenwahnsinnig geworden.“Clemens Fabry
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Warum Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber die COP28 in Dubai für einen „Tempel der Exzesse“ hält, was dort nicht diskutiert werden darf und was bei den IPCC-Berichten falsch läuft.

Die Presse: Wir sitzen hier im Elisabeth-Zimmer des Schlosses Laxenburg, wo Sie nun die Leitung des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse übernehmen. Ein bisschen eine Rückkehr, oder?

Hans-Joachim Schellnhuber: Ich war einmal deutsches Mitglied im IIASA-Council. Und ich habe hier schon in den 1990er-Jahren Leute, die berühmt geworden sind, getroffen und mit ihnen diskutiert und gearbeitet. Insoweit ist mir das IIASA vertraut.

Welche Schwerpunkte planen Sie?

Ganz vorn mit die Ressourcenfrage, den industriellen Metabolismus, die Stoffströme. Wir haben uns bei der Nachhaltigkeitsdebatte zu Recht lang auf die Energiesysteme konzentriert. Aber jetzt müssen wir uns ebenso intensiv mit den Stoffen auseinandersetzen, aus denen unsere Zivilisation gebaut ist. Dann – eminent wichtig – Overshoot-Management. Wir werden in den nächsten fünf Jahrzehnten eine Reihe von planetaren Grenzen durchbrechen. Was sind die Konsequenzen? Welche Kipppunkte werden erreicht? Wie kommen wir wieder zurück in den grünen Bereich? Es geht inzwischen um Klimareparatur. Aber was tun wir in der Zeit, bis das Klima repariert ist? Wie viele Menschen werden leiden? Und natürlich: KI, künstliche Intelligenz, deren Auswirkungen bisher niemand von uns abschätzen kann, deren konstruktive und destruktive Potenziale wir jedoch zumindest erahnen sollten. Keinesfalls sollten wir zulassen, dass sich die Welt der Algorithmen verselbstständigt. Das letzte große Thema lautet: „Governance and ­diplomacy in a multi-polar world“. Ich habe das ganz bewusst auf Englisch formuliert, um an die Gründungsmission des IIASA anzuknüpfen.

Derzeit läuft gerade die Klimakonferenz COP28 in Dubai. Ist das Format mittlerweile überholt?

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