TV-Rekordvertrag

Premier League als Schreckgespenst für Kontinentaleuropa

Erling Haalands (r.) Klub Manchester City wird in Zukunft noch mehr Fernsehgeld kassieren.
Erling Haalands (r.) Klub Manchester City wird in Zukunft noch mehr Fernsehgeld kassieren.APA / AFP / Darren Staples
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Der neue TV-Vertrag der Premier League spült mehr Geld in die Kassen der englischen Klubs als je zuvor. Für die europäische Konkurrenz wird es eng.

Die Premier League kassiert für ihre Medienrechte in den Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 insgesamt 6,7 Milliarden Pfund. Das sind umgerechnet rund 7,81 Milliarden Euro bzw. rund 1,95 Milliarden Euro pro Saison. Es ist der höchstdotierte TV-Vertrag, der bislang in Europa abgeschlossen wurde. Zuvor hatten die 20 Klubs in England rund 1,83 Milliarden Euro pro Saison eingenommen.

Durch den Deal mit „Sky Sports“, „TNT Sports“ und dem öffentlich frei empfangbaren „BBC Sport“ dürfte die ohnehin stärkste Liga im europäischen Profifußball ihre Dominanz weiter einzementieren – und sich die Situation für Konkurrenz noch einmal verschärfen. Denn während die Geldquelle auf der Insel zu sprudeln scheint und die Fernsehgelder immer mehr werden, ist auf dem europäischen Festland aktuell der umgekehrte Trend erkennbar.

„Niederlage“ für die Rivalen

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) kassiert seit dem 2021 ausgehandelten Deal 1,1 Milliarden Euro pro Jahr, zuvor waren es 100 Millionen mehr gewesen. Spaniens La Liga erhält bei einem Minus von 105 Millionen Euro nur noch 995 Millionen jährlich. Und auch Italien hadert mit den ab nächster Saison gültigen TV-Einkünften von 900 Millionen Euro. Als „Niederlage für den italienischen Fußball“ hatte Napoli-Boss Aurelio De Laurentiis den jüngsten Vertragsabschluss bezeichnet, der die Einnahmen der Klubs bis zur Saison 2028/29 um 27,5 Millionen Euro pro Spielzeit schrumpfen ließ.

In Frankreich ist es noch verzwickter. Die Ausschreibung der Fernsehrechte sollte den Klubs zwar einen Geldregen im Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro jährlich bringen, scheiterte Mitte Oktober aber an zu geringen Offerten. Der langjährige Partner „Canal+“ verweigerte sogar, überhaupt ein Angebot abzugeben. Im quasi luftleeren Raum spielen die Klubs der „Grande Nation“ aktuell für 580 Millionen Euro pro Jahr.

Zum Vergleich: In Österreich sind es kolportierte 40 Millionen Euro, die bis 2026 jährlich in die Kassen gespült werden. Als vor rund zehn Jahren neben „Sky“ auch noch der „ORF“ als TV-Partner agiert hatte, waren es sogar 100 Millionen Euro, sagte der damalige Ligavorstand Georg Pangl im Vorfeld der laufenden Saison. „Dass die Steigerungsraten nicht unendlich sind, liegt auf der Hand. Man wird froh sein, wenn man das Niveau halten kann“, meinte Pangl mit Blick auf den heimischen Markt.

Das gilt offenbar auch für die weit größeren Fußballmärkte, wie DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel erklärte. „Dass andere Ligen in ihren Heimatmärkten wie in Italien an ihre Grenzen stoßen, das hat sich mittlerweile herumgesprochen“, sagte er im vergangenen Sommer – und machte seither eifrig Werbung für einen Investor in der Deutschen Liga. An einen solchen würden laut aktuellem Stand bis zu acht Prozent der Medienrechte abgegeben werden.

Ausverkauf verschiebt Grenzen

Investoren als Klubbesitzer sind in Deutschland aufgrund der 50+1-Regel nicht möglich. In England schon – was neben zahlreichen Problemen aber immerhin die finanzielle Überlegenheit der Vereine im internationalen Vergleich befeuert. Nur noch sechs der 20 Premier-League-Teilnehmer sind in britischem Besitz, darunter Tottenham als einziger Topklub. Längst haben Akteure aus den USA (Arsenal, Liverpool, Manchester United), Iran (Everton), Saudiarabien (Newcastle), China (Wolverhampton), Ägypten (Aston Villa), Griechenland (Nottingham) oder Abu Dhabi (Meister Manchester City), das Sagen.

Während sich der Ausverkauf des Fußballs auf der Insel für die dort engagierten Spieler lohnt, in Zukunft wohl kaum ein Klub einer anderen Liga in Sachen Gehaltszahlungen mithalten kann, muss der Rest Fußballeuropas vor der englischen Übermacht zittern. Schon jetzt, vor dem Hintergrund des neuen TV-Deals, tönte Premier-League-Chef Richard Masters in einer Mitteilung: „Das Ergebnis dieses Prozesses unterstreicht die Stärke der Premier League und ist ein Beweis für unsere Vereine, Spieler und Manager, die weiterhin den besten Fußball der Welt in vollen Stadien bieten.“

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