Was uns Halt gibt

Angst vor Putin ... Was den Westen zusammenhält

„Stoppt Putins Öl“. Eine Demonstration vor dem Gebäude der EU-Kommission in Brüssel.
„Stoppt Putins Öl“. Eine Demonstration vor dem Gebäude der EU-Kommission in Brüssel. Getty Images/Thierry Monasse
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Der Westen steht unter Druck. Die EU muss schwierige Fragen wie Migration klären, und vor der Haustür tobt der Ukraine-Krieg. Doch die Bedrohung durch Putin stärkt die Einigkeit. Und gemeinsame Werte bieten eine enge Klammer.

Mittlerweile ist es kalt geworden in den Erdbunkern und Gräben, die das Frontgebiet im Osten der Ukraine durchziehen. Die Soldaten bereiten sich auf einen aufreibenden Stellungskrieg im Winter vor. Fast zwei Jahre ist es schon her, dass Russland einen Großangriff auf seinen Nachbarn gestartet hat. Der russische Überfall sorgte von Warschau über Berlin bis Paris zunächst für einen massiven Schock. Doch rasch zeigte sich noch etwas anderes: Entschlossenheit. Und Zusammenhalt – und zwar in einem Ausmaß, das wohl weder Kreml-Chef Wladimir Putin noch die EU-Staaten und die USA selbst für möglich gehalten hätten. Der sogenannte Westen sprach plötzlich mit einer Stimme. Und – was noch wichtiger ist – er handelte auch danach. Das Ziel: Putin zu zeigen, wo die rote Linie verläuft. Und gemeinsam die Ukraine gegen Russlands Truppen zu unterstützen.

„Was den Westen zurzeit am meisten zusammenhält, sind Putin und seine Entourage durch den Krieg in der Ukraine, die Atomdrohungen gegen Europa und die Destabilisierungsversuche, die vom Kreml in Gang gesetzt werden“, meint dazu der bekannte deutsche Autor und Politikwissenschaftler Herfried Münkler zur „Presse“.

Erkaltete Euphorie

Das Gefühl einer gemeinsamen äußeren Bedrohung durch ein außenpolitisch aggressives Russland stärkt die Einigkeit. Doch mittlerweile ist auch die Euphorie bei der Hilfe für die Regierung in Kiew erkaltet, angesichts der Mühen, die damit verbunden sind.

»Die dem Westen zugehörigen Mächte misstrauen einander und sind durch das Aufkommen populistischer Bewegungen wieder sehr viel stärker auf ihre Eigeninteressen konzentriert, als das lang der Fall war«

 Herfried Münkler

Autor und Politikwissenschaftler

Die Lieferung von Waffen und Munition an die Ukraine kostet Geld – und reißt Löcher in die Budgets selbst von mächtigen Staaten wie den USA. Die EU-Länder spüren die Auswirkungen ihrer Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Und Regierungen wie die Ungarns schielen seit Beginn der Krise mit einem Auge nach Moskau, weil sie es sich mit Putin nicht völlig verscherzen wollen. Aber noch hält die gemeinsame Front gegen den Kreml-Chef.

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