Wirtschaft

Deutsche Inflation sinkt auf niedrigsten Stand seit Juni 2021

Zum fünften Mal in Folge schwächt sich die Inflation ab in Deutschland. Im August lag sie noch bei 6,1 Prozent. Zwar wird gegen Jahresende ein leichter Anstieg erwartet, aber gesamt gesehen, soll sich der Trend fortsetzen.

Billigere Energie hat die deutsche Inflationsrate im November auf den niedrigsten Stand seit fast zweieinhalb Jahren gedrückt. Die Verbraucher mussten für Waren und Dienstleistungen im Schnitt 3,2 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag eine frühere Schätzung bestätigte. „Die Inflationsrate hat sich den fünften Monat in Folge abgeschwächt“, sagte Behörden-Präsidentin Ruth Brand. Im Oktober lag die Teuerung bei 3,8 Prozent, im August bei 6,1 Prozent. „Der Trend bei der Inflation nach unten wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen - auch, wenn er zeitweise von Sondereffekten überlagert werden dürfte“, erklärte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK-Instituts der Hans-Böckler-Stiftung.

„Im Oktober und November 2023 waren insbesondere viele Energieprodukte günstiger als ein Jahr zuvor“, sagte Brand. Hier habe sich die Preissituation sichtlich entspannt. Energie verbilligte sich insgesamt um 4,5 Prozent binnen Jahresfrist. Die Preise allein für Kraftstoffe gingen um 6,9 Prozent zurück, Haushaltsenergie verbilligte sich um 2,7 Prozent. Deutlich günstiger als im Vorjahresmonat waren etwa leichtes Heizöl (-19,4 Prozent) und Erdgas (-18,3 Prozent). Strom war hingegen mit plus 1,6 Prozent weiter teurer als ein Jahr zuvor.

„Auch die Jahresteuerung bei Nahrungsmitteln hat sich weiter abgeschwächt“, sagte Brand. Hier liege das Preisniveau aber immer noch über der allgemeinen Inflation, betonte die Chefin des Statistikamts. Nahrungsmittel kosteten im Schnitt 5,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im August lag die Teuerung hier noch bei neun Prozent. Dennoch sind viele Lebensmittel spürbar teurer - vor allem für Obst sowie Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher je rund zwölf Prozent mehr zahlen. Deutlich teurer wurden auch Brot und Getreideerzeugnisse (+9,4 Prozent), Gemüse (+7,3) sowie Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte (+7,1). Dagegen waren Speisefette und Speiseöle um 11,5 Prozent günstiger: Hier stand jedoch den merklichen Preisrückgängen bei Butter (-24,8) und Sonnenblumenöl, Rapsöl und Ähnlichem (-17,3) ein starker Preisanstieg bei Olivenöl (+43,5) gegenüber.

Inflation höher zu Jahresende

Die Daten zeigten, viele Dienstleistungen und Waren werden wieder günstiger zu haben seien, sagte Dullien. Im Dezember rechnet er allerdings mit teurerer Haushaltsenergie, weil die Bundesregierung zum Jahresende 2022 im Zuge der Gaspreisbremse die Abschlagzahlungen für Erdgas übernommen hatte. „Was damals rechnerisch den Preisindex nach unten verzerrt hat, wird nun zu einer Verzerrung der Inflation nach oben führen.“

Unklar und damit ein Risiko für die Inflation sei, wie die Bundesregierung das Urteil zum Haushalt umsetze. Die Entscheidung, die Preisbremsen für Strom, Gas und Wärme bereits Ende 2023 auslaufen zu lassen, werde zu einer erhöhten Inflationsrate in den ersten drei Monaten 2024 führen, sagte Dullien. Dies gelte auch für die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent bei Erdgas und Fernwärme. Insgesamt könnte dies die Inflation dann um einen halben Prozentpunkt erhöhen, erklärte Dullien. „Es besteht damit ein erhöhtes Risiko, dass zumindest im ersten Halbjahr die Inflation noch höher ausfallen wird, als bislang gedacht.“ Für das Gesamtjahr 2024 rechne er mit einem durchschnittlichen Preisauftrieb von weniger als 2,5 Prozent.

Von Oktober auf November sanken die Verbraucherpreise derweil um 0,4 Prozent und damit so stark wie seit knapp einem Jahr nicht mehr. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für die Währungsunion eine Inflationsrate von zwei Prozent als Idealwert an. Die nach europäischen Standards berechnete deutsche Inflation näherte sich im November mit 2,3 Prozent diesem Wert schon deutlich. (Reuters)

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