Gazakrieg

Bilder von Gefangenen in Unterhosen und erneute US-Kritik an Israels Militäreinsatz

Israelische Kampfpanzer vom Typ Merkava  vor einem Einsatz in Gaza.
Israelische Kampfpanzer vom Typ Merkava vor einem Einsatz in Gaza. Reuters
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Israelische Geisel angeblich bei Gefecht getötet. Israel jagt Terrorboss in Südgaza, Bilder von halbnackten Gefangenen empören ebenso wie Vorschläge der Palästinenserregierung, die Hamas in eine künftige Verwaltung von Gaza aufzunehmen

Bei den Kämpfen in Gaza haben die dortigen Kassam-Brigaden, eine Abteilung der bisherigen islamistischen Hamas-Machthaber in Gaza, nach eigenen Angaben die Befreiung von Geiseln durch eine israelische Spezialeinheit vereitelt. Dabei seien eine Geisel sowie mehrere Soldaten getötet worden, hieß es am Freitag.

Demnach sei die Kommandotruppe beim Anmarsch entdeckt worden. Bei der getöteten Geisel handle es sich um den 25 Jahre alten Studenten und Soldaten Sa’ar Baruch; auf der israelischen Geiselliste wird so jemand als vermisst geführt, der Mann wurde beim Hamas-Überfall am 7. Oktober aus seinem Haus entführt. Von etwa 240 Entführten sollen nach mehreren Freilassungen und Morden noch 137 im Gazastreifen festsitzen. Israel nahm zu den Angaben zunächst nicht Stellung und sprach von psychologischer Kriegsführung. Bisher haben sich Behauptungen der Hamas sowie Vorwürfe gegen Israel oft als Lügen erwiesen.

Israel bombardierte am Freitag mindestens 450 Ziele in Gaza, der Schwerpunkt liegt im Süden des Gebiets am Mittelmeer, es kamen auch Schiffe zum Einsatz. Vor Ort seien Infanterie und Spezialeinheiten mit dem Finden und Zerstören von Tunnels, Waffenlagern und sonstiger Terror-Infrastruktur beschäftigt, hieß es aus dem Militär.

Jagd auf den Terror-Paten

In der im Süden Gazas gelegenen Stadt Chan Younis, eine Hochburg der Hamas unter ihrem Chef, Jahya al-Sinwar, wurden Ziele stundenlang mit Lenkwaffen beschossen. Es sei nur „eine Frage der Zeit“, bis man Sinwar (61) finde, hatte Israels Ministerpräsident, Benjamin Netanjahu, am Mittwochabend nach der Umstellung von Sinwars Haus erklärt. Man vermutet freilich, dass sich Sinwar und seine Führungsriege in Tunnels verschanzt haben. Auch die meisten der Geiseln werden dort vermutet.

Sinwar gilt gemeinsam mit Mohammed Deif, Chef des bewaffneten Arms der Hamas, als Planer des beispiellosen Massakers in Israel vom 7. Oktober, in dessen Folge rund 1200 Israelis getötet und etwa 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt wurden.

Die internationale Kritik an der israelischen Militäraktion nimmt indes zu. Dazu trugen am Freitag auch über soziale Netzwerke verbreitete Bilder bei, die zeigen, wie Soldaten Gefangene, die nur Unterhosen tragen, vor sich knien lassen. Es war unklar, ob es Hamas-Kämpfer und/oder Zivilisten waren. Menschenrechtler und Pro-Palästina-Aktivisten sprachen von Misshandlung und wiesen sogar auf „finstere Momente in der Geschichte“ hin. Allerdings ist in der Praxis tatsächlich oft schwer zu erkennen, ob es sich bei Personen in Gaza um Zivilisten oder um als solche getarnte Hamas-Kämpfer handelt, die unter ihrer Kleidung Waffen bzw. Sprengmittel verbergen.

Gefangene Palästinenser in Gaza.
Gefangene Palästinenser in Gaza.Reuters/Obtained By Reuters

In mehreren arabischen Ländern demonstrierten am Freitag zahlreiche Menschen aus Solidarität mit den Einwohnern von Gaza und durchaus der Hamas. Allein in Jordaniens Hauptstadt Amman kamen Tausende im Anschluss an das Freitagsgebet zu einem Demonstrationsmarsch zusammen und forderten die „Befreiung Palästinas“.

US-Außenminister Antony Blinken rief Israel am Donnerstag neuerlich dazu auf, mehr für den Schutz von Zivilisten in Gaza zu tun. Die israelische Führung habe zwar wichtige Schritte in diese Richtung unternommen, sagte er nach einem Treffen mit seinem britischen Amtskollegen, David Cameron. Es gebe aber nach wie vor eine Lücke zwischen dem, was er bei seinem jüngsten Besuch in Tel Aviv angeregt habe, und dem, was an Ergebnissen zu beobachten sei.

Hamas als Juniorpartner?

Israels Premier, Netanjahu, schließt eine Beteiligung der Hamas an einer künftigen Regierung in Gaza vehement aus. Man werde die Hamas nämlich beseitigen, schrieb er auf X. Er reagierte damit auf Aussagen des palästinensischen Ministerpräsidenten, Mohammed Schtaj­jeh, der gemeint hatte, im von ihm bevorzugten Szenario sei die Hamas nach Kriegsende Juniorpartner der Palästinensischen Autonomiebehörde. Netanjahu geißelte die Behörde für diesen Vorschlag und meinte, dieser sei auch nicht „die Lösung“. (ag./wg)

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