Epic vs. Google

Nach Epic Games Prozess: Der Google Play Store schwebt ungewissen Zeiten entgegen

Epic Games feiert sich vielleicht zu früh als Robin Hood der App Stores.
Epic Games feiert sich vielleicht zu früh als Robin Hood der App Stores. Reuters / Dado Ruvic
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Vor drei Jahren unterlag Epic Games (Fortnite) noch gegen Apple vor Gericht. Die selbe Klage gegen Google endete nun in der Feststellung, dass der Play Store ein illegales Monopol darstellt. Was bedeutet das Urteil für Android-Nutzer?

Zwei Gerichte, zwei Entscheidungen. Noch vor drei Jahren urteilte ein Gericht im Streit zwischen dem Spielehersteller Epic Games und Apple zugunsten des iPhone-Konzerns. Der Richter sah damals kein Indiz dafür, dass der Apple Store in irgendeiner Art und Weise seine Position ausnütze. Auch die 30 Prozent des Umsatzes waren kein Problem. Bei Google sieht das jetzt plötzlich anders aus. Der Play Store sei demnach ein illegales Monopol. Ein richtungsweisendes Urteil. Doch wohin die Reise geht, ist unklar.

Man könnte meinen, dass die weltweiten Marktanteile zwischen Android und iOS ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury gewesen sein könnte. Doch weit gefehlt. Denn in den USA ist der Markt mit den Smartphone-Betriebssystemen relativ gerecht aufgeteilt. Hier hat Apple im September sogar einen Nutzeranteil von knapp 53 Prozent; 46,5 Prozent entfallen auf Android. Dennoch: in elf Anklagepunkten wurde Google von der Jury einstimmig schuldig gesprochen.

Bekannte Deals aufgewärmt

Fest steht: bei Apple oblag die Entscheidung einer einzelnen Person, der Richterin. Bei Google entschied nun eine Jury. Im Lauf des Verfahrens wurde einmal mehr offengelegt, dass der Android-Entwickler mit den Herstellern eigene Deals hat; unter anderem mit Samsung. Obwohl der koreanische Hersteller einen eigenen Store betreibt, wird der Play Store bei den Geräten prominent platziert. Dafür ist Google auch bereit, tief in die Tasche zu greifen.

Interne Dokumente haben auch aufgezeigt, dass Google hier durchaus große Bedenken hatte, dass Hersteller wie Epic Games sich mit einem Store selbständig machen könnten. Aus dieser Befürchtung heraus war Google auch bereit, mit anderen Herstellern spezielle Deals abzuschließen. Am Modell, 30 Prozent an den Einnahmen aus dem PlayStore zu verdienen, wollte Google nicht rütteln. Das Urteil könnte sie jetzt dazu zwingen. Auch wenn klar ist, dass der Suchmaschinen-Riese in Berufung gehen wird.

„Wir planen, das Urteil anzufechten. Wir werden weiterhin das Android-Geschäftsmodell verteidigen und uns weiterhin stark für unsere Benutzer, Partner und das breitere Android-Ökosystem engagieren“, sagte Wilson White, zuständig für Regierungsangelegenheiten bei Google.

Das Verfahren hat jedoch gezeigt, dass alternative Stores und Sideload-Apps sowie Zahlungsabwickler, die nicht von Google stammen, nicht zwingend einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit Googles haben.

Sicherheit kostet

Vordergründig bieten die Stores von Apple und Google für viele Nutzer auch Sicherheit. Zwar rutscht bei den Apps auch trotz zahlreicher Sicherheitsmaßnahmen einiges durch. Größtenteils kann aber davon ausgegangen werden, dass man sich keine Schadsoftware aufs Handy holt. Das ist bei frei im Netz verfügbaren Anwendungen nicht der Fall. Die Gefahr ist hier deutlich größer.

Epic Games feiert sich nun als Robin Hood der App-Anbieter. Dass mit diesem Urteil die 30-prozentige Provision für Apple, Google und Co. tatsächlich fällt, ist vom Fortnite-Macher naiv. Die Alternativen, wie Geld von Anbietern und Nutzern eingehoben werden kann, ist vielfältig. Es liegt nun am vorsitzenden Richter, ein Urteil zu fällen, das viele Schlupflöcher gleich von Beginn an schließt. Dennoch darf bei alldem nicht vergessen werden, dass das Betreiben, prüfen und kuratieren der Stores, die mittlerweile mehrere Milliarden an Anwendungen beherbergen auch nicht gratis ist.

Die von Google angekündigte Berufung zeigt, dass die Zukunft des Play Stores ungewissen Zeiten entgegensteuert. Bis auf weiteres wird sich für Nutzer also nichts ändern. Und das wird - gemessen an der Dauer von Gerichtsverfahren und Berufungen - auch noch ein paar Jahre so bleiben. (stein)

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