Konzerthaus

Der schlimme Finger aus dem Alten Testament

Mendelssohns Elias in einer überzeugenden Aufführung im Konzerthaus.

Düster beginnt Mendelssohns „Elias“, mit den ersten vier Noten von Schuberts „Der Tod und das Mädchen“. Bedrohlich geht es weiter, wenn sich der Komponist bei „Der weiße Hai“ bedient. Direkte Zitate oder nicht, es passt zum Prophetenunhold Elias. Denn wenn man sich die Erzählungen über Elias aus den Kapiteln des Alten Testaments zusammenklamüsert, stößt man auf einen Spezialisten der Massenenthauptung, der ISIS wie unschuldige Chorsänger ausschauen lässt. Apropos unschuldige Sänger: Der gut 40 Kopf starke Chor des Pygmalion Ensemble konnte sich im Konzerthaus bestens behaupten. Das ist zwar kein Sechstel der Kräfte, die Mendelssohn bei der Uraufführung zur Verfügung standen, aber es genügte vollends, den Großen Saal mit knackigem Klang, Kraft und vor allem klaren Linien zu füllen.

Schnell und agil warf Raphaël Pichon auch sein Orchester ins Geschehen, mit scharf akzentuiertem, immer differenziertem Spiel, mal schnell, sehr schnell, zu schnell, dann wieder schön zurückgenommen, schlank und lyrisch. Zurecht legte er es auf Kontraste an, denn sonst wird das Werk – berühmter als unterhaltsam – schnell lang. Allerdings unterstrich dies wiederum auch die Epidsodenhaftigkeit des „Elias“. Man sitzt drin und wartet auf das Engel-Terzett.

Die Engel sangen dann auch teuflisch gut. Ähnlich der Knabe (Julie Roset), effektvoll von hinten aus der Galerie. Auf die Solisten war Verlass; Ema Nikolovska besonders in Pianissimo-Passagen betörend. Allerdings lässt sich ein Elias kaum die Show stehlen, auch nicht von einem Engel: Stéphane Degout bot Kraft, einfühlsamen Schmelz und dramatisch punktierte Grobheit. Es folgten enthusiastische Ovationen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.