Südostasien

Warum nun Myanmar - und nicht Afghanistan - der weltgrößte Opium-Produzent ist

Die Opium-Erträge in Myanmar steigen auch aufgrund verbesserter landwirtschaftlicher Methoden.
Die Opium-Erträge in Myanmar steigen auch aufgrund verbesserter landwirtschaftlicher Methoden.APA / AFP / -
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Myanmar löst Afghanistan als weltweiter Spitzenproduzent von Schlafmohn ab, berichtet das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung. Die Machtübernahme der Militärjunta in Myanmar und die afghanische Taliban-Herrschaft haben damit zu tun.

Myanmar (Burma) hat Afghanistan nach Angaben der Vereinten Nationen als größter Opium-Produzent der Welt abgelöst. Das südostasiatische Land habe im laufenden Jahr geschätzte 1080 Tonnen davon produziert, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien. Im Vorjahr sei die Produktion noch bei geschätzt 790 Tonnen gelegen.

Auch die Anbauflächen für Opium haben sich in den letzten Jahren in Myanmar vergrößert. Opium wird aus Schlafmohn gewonnen und ist Ausgangsstoff für die Droge Heroin.

Die Bedeutung der Rauschgift-Basis für Myanmars Wirtschaft nimmt zu. Der Wert der Opium-Produktion in Myanmar (Fläche: rund 677.000 km², ca. 54 Mio. Einwohner) wuchs dem UNO-Bericht zufolge auf zwischen einer Milliarde und 2,4 Milliarden Dollar (bis zu 2,2 Milliarden Euro) an. Das entspricht zwischen 1,7 und 4,1 Prozent von Myanmars Bruttoinlandsprodukt 2022.

Krieg treibt Bauern in Richtung Opium

Warum dieser Opium-Boom? „Die Wirtschafts-, Sicherheits- und Regierungsumwälzungen in Folge der militärischen Machtübernahme im Februar 2021 treiben Bauern in abgelegenen Gebieten weiter in Richtung Opium, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen“, sagt Jeremy Douglas, Vertreter von UNODC in Bangkok. Die Intensivierung der Kämpfe mit lokalen Milizen in Grenzgebieten wie dem Staat Shan beschleunigten diesen Trend nur.

Der Shan-Staat, der an China, Laos und Thailand grenzt, ist die größte Verwaltungseinheit Burmas und umfasst fast ein Viertel der Gesamtfläche des Landes. Ende Oktober hatten hier drei ethnische Gruppen eine Offensive gestartet und Berichten zufolge dem Militär schwere Verluste zugefügt. Die Unruhen breiteten sich mittlerweile auf mehr als zwei Drittel des Landes aus, die Armee soll die Kontrolle über zentrale Städte verloren haben.

Seit dem Putsch der Generäle nach einem rund zehnjährigen Demokratisierungsprozess versinkt Burma, das zuvor schon jahrzehntelang von Militärs regiert worden war, in Chaos und Gewalt. In verschiedenen Landesteilen kämpfen ethnische Gruppen gegen die Armee, die jeden Widerstand mit brutaler Härte unterdrückt. Die entmachtete demokratische Ex-Regierungschefin Aung San Suu Kyi sitzt im Gefängnis.

Opium wird aus Schlafmohn gewonnen und ist Ausgangsstoff für die Droge Heroin.
Opium wird aus Schlafmohn gewonnen und ist Ausgangsstoff für die Droge Heroin.APA / AFP / -

Opium-Bauern werden effizienter

Im Shan-Staat wuchs die Opium-Produktion 2023 im Landesvergleich am stärksten an, und zwar um 20 Prozent. Das Grenzgebiet ist Teil des sogenannten Goldenen Dreiecks, eine Region im Grenzgebiet zwischen Myanmar, Laos und Thailand am Mekong. Der US-Auslandsgeheimdienst CIA prägte den Begriff Anfang der 1970er, da das Gebiet lange Zeit ein internationaler Hotspot für die Opiumproduktion war. Die Region ist ein Zufluchtsort für Kartelle, die mit Drogen, Geldwäsche und Online-Kriminalität ihr Geld verdienen. Das Wiederaufflammen der Opiumproduktion verschärfe die soziale Krise, warnt die UNO.

Dass nun wieder mehr Opium in Myanmar produziert wird, habe auch mit effizienteren Methoden zu tun, berichten die UN. Mittlerweile könnten auf einem Hektar Land knapp 23 Kilogramm Opium pro Jahr produziert werden. Grund dafür seien „fortschrittliche Landwirtschaftsmethoden, Investitionen in Bewässerungsanlagen und Düngemittel“.

Schlafmohn in Afghanistan verboten

Zudem ging in Afghanistan die Opium-Produktion inzwischen massiv zurück, nachdem die herrschenden Taliban im April 2022 den Anbau von Schlafmohn verboten hatten. Nach Angaben von UNODC sank die Produktion um 95 Prozent auf rund 330 Tonnen. (me)

Opium-Anbau in Afghanistan.
Opium-Anbau in Afghanistan.APA / AFP / Omer Abrar

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