Literatur

Hannah-Arendt-Preisträgerin verglich Gaza mit Ghetto in NS-Zeit: Verleihung verschoben

Masha Gessen
Masha GessenIMAGO/Amanda Lindgren
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Masha Gessen hätte am Freitag den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken bekommen sollen. Im „New Yorker“ verglich sie die Situation in Gaza mit den jüdischen Ghettos. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft übt in einem offenen Brief Kritik.

Der diesjährige Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken hätte am Freitag an die nonbinäre US-Intellektuelle Masha Gessen verliehen werden sollen. Die Veranstaltung fällt nun aber wegen umstrittener Äußerungen der Autorin zum Nahost-Konflikt aus und soll am Samstag in einem kleineren Rahmen stattfinden, wie ein Sprecher des Trägervereins bestätigte. Der Verein reagiere damit auf den Rückzug der Heinrich-Böll-Stiftungen von der Verleihung im Bremer Senat.

Kritisiert werden Äußerungen in einem Essay Gessens im US-amerikanischen Magazin „The New Yorker“, mit denen sie die Situation in Gaza mit den jüdischen Ghettos im besetzten Europa verglich. Dies sei kein Angebot zur offenen Diskussion und helfe nicht, den Konflikt im Nahen Osten zu verstehen. „Diese Aussage ist für uns nicht akzeptabel und wir weisen sie zurück“, hieß es in der Mitteilung der Böll-Stiftungen.

Zuvor hatte die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Bremen Bedenken geäußert und den Vergleich als befremdlich bezeichnet. Auch Bremens stellvertretender Regierungschef Björn Fecker distanzierte sich. Nach dem Rückzug der Stiftungen habe die Verwaltung des Bremer Rathauses die Erlaubnis zur Benutzung der Oberen Rathaushalle zurückgezogen, schrieb der Trägerverein.

Gessen, 1967 in Moskau geboren, schreibt über politische Strömungen und Konflikte in der US-amerikanischen und der russischen Gesellschaft. Die Autorin lebt in New York City. (APA/dpa)

>> Zum offenen Brief

>> Zu Masha Gessens Essay

Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken

Der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken wurde 1994 gestiftet. Die Auszeichnung soll Menschen ehren, die in der Tradition Arendts zu öffentlichem politischem Denken und Handeln beitragen. Über die Vergabe entscheidet den Angaben nach eine unabhängige, internationale Jury. Das Preisgeld von 10.000 Euro wird von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Senat der Freien Hansestadt Bremen gestiftet. .

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