Buch der Woche

Stefanie Sargnagel ist zu wenig woke für „Iowa“

Zwischen Trash-Sehenswürdigkeiten und Collegestudenten: Stefanie Sargnagel, geboren 1986 in Wien.
Zwischen Trash-Sehenswürdigkeiten und Collegestudenten: Stefanie Sargnagel, geboren 1986 in Wien. Foto: Apollonia Theresa Bitzan
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In eine gottverlassene Gegend der USA hat es Stefanie Sargnagel in ihrem neuen Roman „Iowa“ verschlagen. Sie liefert einen sarkastischen Reisebericht, in dem Kulturen aufeinanderprallen und Träume wahr werden.

Man hat es kommen sehen: Stefanie Sargnagel ist erwachsen geworden. Die Autorin von „Dicht“, einer Ode an jugendliche Renitenz, Verweigerung und Drogenabusus, fährt nach Iowa, um als Writer-in-Residence elitäre amerikanische Literaturstudenten zu unterrichten. Die inzwischen gesettelte Autorin macht aus ihrem Reifungsprozess kein Geheimnis. Ihr persönliches Trinkverhalten, so berichtet sie uns, habe die jugendliche Exzessphase längst überwunden und sich auf dem Niveau einer durchschnittlichen österreichischen Alkoholikerin stabilisiert. Nun also, neben Lesereisen und Social Media Marketing, eine Autorenreise nach Iowa.

Endlose Maisfelder und Tankstellen

Iowa ist der ländlichste aller flyover countries, besiedelt von Rednecks und Hillbillys, die woke liberals lieber auf dem Weg zum gelobten Land California überfliegen. Der Aufenthalt in der amerikanischen Provinz kommt für Sargnagel vielleicht genau zur rechten Zeit. Sie scheint bereit dazu, denn mittlerweile schätzt sie „ein warmes Nest, alte FreundInnen, regelmäßiges Krafttraining an der Langhantel, am Abend ein Nudeltopf und kuscheln, keine neuen Leute kennenlernen“. Mit diesen Anflügen von Spießigkeit scheint sie auf den mehrwöchigen Aufenthalt am Grinnell College gut vorbereitet. Denn viel Abwechslung hat dieser Landstrich des amerikanischen Mittelwestens nicht zu bieten. Endlose Maisfelder, ein paar Restaurants und Tankstellen als eigentliche Community-Mittelpunkte einer im Grunde gottverlassenen Gegend. Reisegefährtin ist die Alt-Punkerin Christiane Rösinger, mit der sie die stilechte Landresidenz teilt, ein gelbes Holzhaus mit zwei Stockwerken und einer Garage, und die als „Sidekick“ der Erzählung zusätzlichen Humor und Abwechslung bringt.

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