Mein Freitag

Emiratischer Größenwahn

Dubai Skyline.
Dubai Skyline.APA / AFP / Ludovic Marin
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Vielleicht hat es dem Klima tatsächlich gut getan, ausgerechnet Dubai verhandelt zu werden.

Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, aber mit der heutigen Kolumne stimmt etwas nicht. Richtig, normalerweise schreibe ich sie für Donnerstag, nicht Freitag. Schuld an der Rochade ist der Klimawandel. Besser gesagt die deswegen einberufene 28. Klimakonferenz in Dubai, von der ich bis Donnerstag berichten durfte.

Ein paar Gedanken zum Austragungsort: Dubai ist absurd. Angesichts der gigantischen Wolkenkratzer, des Konsumwahns in unzähligen Einkaufszentren und des überbordenden Weihnachtskitschs, gegen den der Wiener Herzerlbaum wie die Stilikone schlechthin wirkt, kann man nicht anders, als festzustellen: Die Emiratis sind etwas größenwahnsinnig. Zudem lieben sie es, zu inszenieren. So wurde das Konferenzgelände etwa mit Vogelgezwitscher beschallt (ohne je einen Vogel fliegen zu sehen), und jeden Abend zu Sonnenuntergang fand eine pompöse Lichtershow statt.

Die Krönung war aber jenes Spektakel, dessen Zeugin ich an einem Abend in Downtown Dubai wurde: Es war eine Armada an leuchtenden Drohnen, die durch die Luft geflogen kam und sich dann – Musikuntermalung à la John Williams inklusive – in einem choreografierten Tanz in verschiedenste Bilder verwandelte: von Schiffen über Wolkenkratzer bis hin zu in Astronauten. Das Schlussbild: ein QR-Code, der zu einer Homepage führte – jene des nationalen Erdölkonzerns.

Zurück zum Klima: Dem dürfte es, so absurd das klingt, ganz gutgetan haben, diesmal in Dubai verhandelt zu werden, sieht man sich das ganz passable Ergebnis an. Denn auch dem Konferenz-Präsidenten, Sultan Al Jaber, kann man ein von gewissem Größenwahn zeugendes Ego nicht absprechen. Dieses dürfte, so erzählte man sich nach den Verhandlungen, wesentlich dazu beigetragen haben, sogar die zunächst vehement blockierenden Petrostaaten zu besänftigen.

Insofern erschien es mir nicht ganz abwegig, dass Al Jaber seinen Triumph nicht nur mit seiner Oscar-reifen Dankesrede, sondern auch mit seinem Konterfei am Drohnenhimmel feiern würde. Dazu kam es nicht. Ob das Bescheidenheit war? Das ist vielleicht tatsächlich das Einzige, was es in Dubai nicht gibt.

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