Touristen betrachten alte Fliegerabwehrkanonen vor dem Beihai-Tunnel auf Nangan, einer der Matsu-Inseln.
Reportage aus Taiwan

Im Fadenkreuz des mächtigen Nachbarn China

Wie Menschen in Taiwan mit der Kriegsgefahr umgehen: Ein Besuch auf den kleinen Matsu-Inseln, die nur wenige Kilometer vor dem kommunistischen China liegen, und Begegnungen in der quirligen Metropole Taipeh.

Fast jeden Abend tanzt Kiu-ying Chen mit ihren Freundinnen vor dem Tempel. Der in China beliebte Squaredance, Guangchangwu, ist auch hier, auf den kleinen taiwanesischen Matsu-Inseln, populär. „Tanzen hält fit“, sagt sie. Das sieht man ihr an, der schlanken, energischen Frau mit den Lachfalten um die Augen: Sie wirkt jünger als 65. Chen tanzt, trotz langem Arbeitstag. Sie steht morgens um vier auf, sortiert Gemüse, verpackt es für die Soldaten. Mit Lieferungen an die Militärkantine in Nangan, der Hauptinsel, verdient sie ihr Geld.

Auf den Matsu-Inseln ist Chen geboren, sie hat nie woanders gelebt. Taiwans Hauptstadt Taipeh ist mehr als 200 Kilometer entfernt, dazwischen liegt viel Meer. Nach China indes ist es ein Katzensprung, nicht einmal 20 Kilometer trennen die Insel von der Volksrepublik. Von Nangan aus sieht man das Ufer der Provinz Fujian, eingehüllt im gelblichen Smognebel. Chen hat Verwandte in Fujian, sie reist mit der Fähre oft hin. Aber ihre Angehörigen dürfen sie derzeit nicht besuchen, Peking verbietet das. „Das ist traurig“, sagt sie. Doch die Krise zwischen dem demokratisch regierten Taiwan und Chinas kommunistischem Regime hat wieder einen neuen Höhepunkt erreicht.

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