Handels-KV

Letzte Einkaufswoche vor Weihnachten startet mit Protesten

Ein Weihnachtsfrieden bei den KV-Verhandlungen im Handel liegt in weiter Ferne. 
Ein Weihnachtsfrieden bei den KV-Verhandlungen im Handel liegt in weiter Ferne. Reuters (LISI NIESNER)
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Eine Einigung ist nicht in Sicht. Nachdem erneut die Verhandlungen gescheitert sind, steht Graz im Mittelpunkt der Streiks. Geplant sind zudem Protestaktionen.

Nach dem abermaligen Scheitern der KV-Verhandlungen im Handel kommt es in der letzten Einkaufswoche vor Weihnachten gleich ab Montagfrüh zu neuen Arbeitnehmerprotesten. Jeweils ab 7.30 Uhr gibt es Streiks im Einkaufszentrum Shopping Nord in Graz und im Gewerbepark Ansfelden in Oberösterreich, kündigte die Gewerkschaft GPA am Sonntag auf Anfrage der APA an. In Graz kommt es demnach in der Früh auch zu Aktionen auf der Wiener- und Weinzöttlstraße.

Beim Handels-KV geht es um die Gehälter von 430.000 Angestellten und 15.000 Lehrlingen. Es ist der größte Branchen-KV in Österreich.

Ein Weihnachtsfrieden liegt schon seit der Nacht auf Samstag in weiter Ferne. Da wurde auch die sechste Verhandlungsrunde zum neuen Handelsangestellten-Kollektivvertrag ergebnislos beendet. Gewerkschaft und Wirtschaftskammer fanden bei einem fast zehnstündigen Verhandlungsmarathon keinen Abschluss. Einen neuen Gesprächstermin gibt es nicht.

Es sei an den „wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ gescheitert, hatte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik nach dem Verhandlungsabbruch gesagt. „Wir haben verschiedenste Varianten durchgerechnet“, so Trefelik. Ein Gehaltsplus von 8,2 Prozent wäre „vorstellbar gewesen“, mehr sei „nicht leistbar“ für die Betriebe. Die rollierende Inflation von Oktober 2022 bis September 2023 lag bei 9,2 Prozent.

Die gewerkschaftliche Chefverhandlerin Helga Fichtinger kritisierte „die Hinhaltetaktik“ der Arbeitgeber. „Das ist nicht fair.“ Die Gewerkschaft hat nach eigenen Angaben einen sozial gestaffelten Gehaltsabschluss zwischen 8,58 und 9,38 Prozent vorgeschlagen. Das wäre im Schnitt ein Gehaltsplus von 8,96 Prozent. Auch eine Öffnungsklausel für Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten lag offenbar am Tisch. Laut Gewerkschaft haben die Arbeitgeber nur ein Plus von 8 Prozent plus 10 Euro angeboten.

Gewerkschafterin Fichtinger drängt nun auf Gespräche auf „höherer Ebene“, etwa zwischen ÖGB-Chef Wolfgang Katzian und Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer. Eine weitere KV-Verhandlungsrunde ist für nächste Woche nicht geplant. Indes hat die GPA auch neue Warnstreiks und Kundgebungen für kommende Woche angekündigt.

Aufgrund der gescheiterten Verhandlungen empfiehlt die WKÖ-Bundessparte Handel ihren Mitgliedsbetrieben nun eine freiwillige Erhöhung der kollektivvertraglichen Mindestgehälter um 8 Prozent. Das unterstützt der Handelsverband. Eine Empfehlung biete „keine Rechtssicherheit“, kritisierte Fichtinger.

Seit Ende Oktober

Die KV-Gespräche laufen seit Ende Oktober und waren von Betriebsversammlungen, öffentlichen Kundgebungen und Warnstreiks im Weihnachtsgeschäft begleitet. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach einem Gehaltsplus von 11 Prozent in die Verhandlungen gegangen. Die Arbeitgeber hatten ihr Eröffnungsangebot erst in der dritten Runde mit einem Plus von 5 Prozent und einer Einmalzahlung von 800 Euro gelegt.

Beim Handels-KV geht es um die Gehälter von 430.000 Angestellten und 15.000 Lehrlingen. Es ist der größte Branchen-Kollektivvertrag in Österreich. Knapp zwei Drittel der 430.000 Angestellten sind Frauen, im Einzelhandel liegt der Frauenanteil noch etwas höher. Knapp 60 Prozent der Frauen im Handel arbeiten Teilzeit, bei Männern liegt die Teilzeitquote bei nur rund 13 Prozent. (APA)

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