Weihnachtsglosse

Innenstadt? Nur mit Blick nach oben!

Das Highlight für uns Glitzerfans: Der Goldregen am Kohlmarkt.
Das Highlight für uns Glitzerfans: Der Goldregen am Kohlmarkt.APA / Eva Manhart
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Goldregen und Luster lassen die Menschenmassen kurzzeitig verschwinden.

Normalerweise meidet man sie als Einheimische. Zu viele Menschen tummeln sich dort herum, machen Fotos, sind laut, oder ein verkleideter Mozart will dich zu einem Konzertbesuch überreden. In die Wiener Innenstadt geht man dann nur, wenn man wirklich muss. Nicht aber zur Weihnachtszeit.

In dieser Zeit ist etwas anders. Der Blick geht nicht mehr gerade aus. Nein, mit gehobenem Haupt wie der Hanns Guck-in-die-Luft geht man dann durch die Straßen. Denn da hängen sie, die unterschiedlichen, leuchtenden Skulpturen. Wien war eine der ersten Städte Europas, die Lichterketten im öffentlichen Raum aufgehängt hat. Erstmals zierten welche 1903 Stände am Christkindlmarkt am Rathausplatz. Erst sehr viel später kamen die Straßen hinzu. 1956 waren es jedoch weder Mariahilfer noch Kärntner Straße, die erstmals mit Weihnachtsbeleuchtung geschmückt wurden, sondern die Thaliastraße.

Aber zurück zur Innenstadt. Jedes Jahr ist sie zur Weihnachtszeit einen Besuch wert. Allerdings nur dann, wenn dabei der Spaziergang im Vordergrund steht. Punsch trinken und einkaufen kann man dort natürlich auch. Doch dann sind die Gedanken woanders, man verfällt in die Hektik der Umgebung, und es entgeht einem der Lichterglanz, der durchaus als Kunstwerk betrachtet werden kann.

Riesen-Kugeln und Sissi-Sterne

Besonders festlich sieht die Rotenturmstraße aus: Dem Namen entsprechend hängen dort glitzernde rote Streifen mit Spiralenmuster und riesige, rote Kugeln, wobei immer ein mulmiges Gefühl hochkommt und die Schritte etwas schneller werden, wenn man unter ihnen durchgeht. Vor allem dann, wenn – wie es heuer bereits der Fall war – die Kugeln eine Schneehaube ziert.

Besonders lieblich ist die Beleuchtung in der Annagasse. Noten sind hier zu sehen. Wer zufällig ein Instrument dabeihat und sie spielt, wird merken: Es ist der erste Takt von „Stille Nacht“. Royal ist es heuer erstmals am Neuen Markt. Hier hängen zehnzackige Sterne. Sie sind den Diamanten von Kaiserin Sissi nachempfunden und heißen deshalb auch „Sissi-Sterne“. Das monarchische Österreich wird auch in der Habsburgergasse sichtbar. Denn hier hängt ebenso ein dem Namen entsprechendes Motiv: Kronen.

Neue, alte Luster

Der Graben wird im Advent kurzerhand zum Ballsaal. Jedes Jahr erstrahlen hier die markanten, großen Kronleuchter. Heuer sind es übrigens neue. Die alten mussten nach 19 Jahren und zahlreichen Reparaturen ausrangiert werden. Am Aussehen hat sich aber Gott sei Dank nichts geändert, das stand nämlich durchaus zur Debatte. Kleine Luster erleuchten den Trattnerhof, eine Seitengasse am Graben.  

Am schönsten ist es aber eindeutig am Kohlmarkt. Steht man am Anfang der Straße, bietet sich ein Blick, der uns Glitzerfans kurzzeitig erstarren lässt. Viele zarte, herabhängende Lichterketten lassen es so aussehen, als würde es Gold regnen.

Unter dem Lichterglanz sind die Menschenmassen – und dieses Jahr ist dieser Begriff leider durchaus angebracht – natürlich trotzdem noch da. Mit dem besinnlichen Blick nach oben gelingt es aber, sie zumindest ein Stück weit auszublenden.

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