Weihnachtsglosse

Was Weihnachten ausmacht: „Happy Birthday, lieber Jesus“ in der Kindermette

Krippe in der Minoritenkirche.
Krippe in der Minoritenkirche. Fabry
  • Drucken

Zuerst laut, dann besinnlich: Die Kindermette am Heiligen Abend. Besinnlicher wird es nicht mehr.

Es gibt da einen Zeitpunkt am Nachmittag des 24. Dezember (um nicht die inkorrekte, aber bei uns daheim gängige Bezeichnung „Heiliger Nachmittag“ zu verwenden), ab dem Weihnachten wirklich, wirklich beginnt: um 16 Uhr.

Da geht in der Pfarre ums Eck die Kindermette los. Alle Vorbereitungen, die den 24. Dezember trotz aller Vorfreude immer ein wenig hektisch machen – in aller Früh zum Bäcker hetzen, den Tisch festlich decken, zig „Frohe Weihnachten“-Nachrichten am Handy tippen –, sind in jenem Moment vergessen, in dem man die Kirche betritt. Auch wenn das eigene Kind schon zu groß für kleinkindgerechte Erzählungen der Geschichte von Maria und Josef ist: Die Kindermette bleibt (fast) immer wunderschöne Pflicht als Fixpunkt zwischen (leider) anstrengender Adventzeit und (hoffentlich) entspannter Bescherung zu Hause.

Der Opa reserviert die Plätze

Immer ist die Mette auch ein Wiedersehen: Die Volksschulfreunde und deren Eltern sind da, die Lehrerin von früher, die eine Familie aus dem Grätzel, die stets den Opa früher in die Kirche schickt, damit er eine der Bänke ganz vorn reserviert. Denn ja, es wird richtig voll um 16 Uhr, mehr Besucher sieht die kleine Kirche wohl im ganzen Jahr nicht.

Voriges Jahr war der Weg zur Mette etwas angespannter als sonst: Wird der neue Pfarrer die etwas ungewöhnlichen Traditionen seines Vorgängers übernehmen? Nach wenigen Minuten war klar: Er wird. Gleich zu Beginn singen Jahr für Jahr alle zusammen „Happy Birthday, lieber Jesus“ (das ist nur beim ersten Mal seltsam), was ziemlich viele Kinder sehr lustig finden. Nein, leise und besinnlich ist es da auch dank einiger schreiender Babys nicht.

Erst ganz zum Schluss wird es richtig leise und wirklich festlich, sogar die Babys weinen dann nicht mehr (zumindest will es die Erinnerung so): Das Licht geht aus, nur wenige Kerzen brennen, und alle singen „Stille Nacht, heilige Nacht“ in den dunklen Kirchenraum hinein. Wer da keine Gänsehaut spürt, keine Tränen der Rührung in den Augen hat, der lebt dieses Leben wirklich besinnungslos.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.