Weihnachtsglosse

Was Weihnachten ausmacht: Die Suche nach dem perfekten Vanillekipferl

Clemens Fabry
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Eine persönliche Kekstradition, die erst in Wien entstanden ist.

Es gibt nur ein Weihnachtsgebäck, das wirklich zwingend ist: Mamas Vanillekipferl. Die lagern leider in einer Keksdose 300 Kilometer entfernt. Und so hat sich eine ganz besondere Tradition entwickelt: der Versuch, die Vanillekipferl in Wien selbst so hinzukriegen wie Mama zu Hause.

Alle Jahre wieder wird also das Rezept herausgeholt, die Schürze umgeschnallt und der Ofen angeworfen, es wird hoffnungsfroh geknetet, gewuzelt, gezuckert. Alle Jahre wieder ist das Ergebnis ein bisschen ernüchternd. Das erkennt man spätestens, wenn man am Weihnachtsabend die letzten Originalvanillekipferl zu fassen bekommt. Gekaufte Kipferl, egal ob aus dem Supermarkt oder von der Spitzenkonditorei, können diesen übrigens nicht das Wasser reichen. Auch das ist bewiesen.

Ausstecher von Katze bis Flugzeug

Ein bisschen ist die Vanillekipferlversuchsreihe inzwischen in den Hintergrund getreten. Ausstechen ist angesagt, und das hat einen Vorteil: Die Qualität des Teiges ist nebensächlich. Ob die Mandel-Vollkorn-gutes-Gewissen-Variante, ein schnell zusammengekneteter Schokomürbteig oder der Fertiglebkuchen aus dem Supermarkt: Hauptsache es gibt genügend Streudeko zum Gleich-Essen. Und natürlich: Ausstecher. Gerade ganz hoch im Kurs: Sterne, Katzen und Tannenbäume, außerdem das Krokodil und das Flugzeug.

Genauso wie der undefinierbare Ausstecher, der je nach Perspektive wie ein zerronnener Stern, ein Comicfaustschlag oder eine zerraufte Eule aussieht und der vor Kurzem im Abverkauf bei Menning-Balatka erstanden wurde, dem Haushaltswarengeschäft auf der Mariahilfer Straße, das leider, leider nach Weihnachten zusperren wird. Ein paar solcher Geschäfte gibt es noch, und das ist auch wichtig: Denn es ist einfach total unromantisch, seine Keksausstechersammlung mit Made-in-China-Billigware vom Dekodiskonter zu erweitern.

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