Zeitverwendung

Besserverdiener teilen sich Hausarbeit eher auf

95 Prozent der Frauen und Mädchen sowie 86 Prozent der Männer und Buben verrichten unbezahlte Arbeit im Haushalt.
95 Prozent der Frauen und Mädchen sowie 86 Prozent der Männer und Buben verrichten unbezahlte Arbeit im Haushalt.Imago / Imagebroker/oleksandr Latkun
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Zum ersten Mal seit 2009 wurde im Detail erhoben, wie viel Zeit Menschen in Österreich Arbeit, Haushalt, Familie und Freizeit widmen.

Wie viele Stunden verbringen Sie mit Schlafen? Falls es knapp neun sind, liegen Sie im Durchschnitt. Frauen und Mädchen verbringen durchschnittlich acht Stunden und 52 Minuten von 24 verfügbaren Stunden am Tag mit Schlafen. Männer und Buben mit acht Stunden und 46 Minuten etwas weniger. Das ist ein Ergebnis der Zeitverwendungserhebung, die die Statistik Austria am Montag veröffentlicht hat. Sie zeichnet detailliert nach, welchen Tätigkeiten Menschen in Österreich wie viel Zeit widmen. Die letzte Zeitverwendungsstudie stammt von 2009.

Die Daten basieren auf Erhebungen in den Jahren 2021 und 2022. 4342 Haushalte füllten je einen Haushaltsfragebogen aus, weiters füllte jede im Haushalt lebende Person ab zehn Jahren einen Personenfragebogen aus. Zusätzlich gab es ein Zeittagebuch. Darin wurden alle Tätigkeiten notiert, die zehn Minuten oder länger in Anspruch nahmen. Wie wir unsere Zeit verwenden, ist auch ein Politikum. Schließlich gibt die Zeitverwendungserhebung auch Auskunft darüber, wie sich Männer und Frauen unbezahlte Tätigkeiten wie Kinderbetreuung und Hausarbeit aufteilen. Was auch Ziel der Studie ist: Sie sei „die wichtigste Erhebung zur Messung unbezahlter Arbeit und auch zur Analyse der Verteilung dieser“, heißt es im Vorwort.

95 Prozent der Frauen und Mädchen sowie 86 Prozent der Männer und Buben verrichten unbezahlte Arbeit im Haushalt. Frauen verbringen knapp über drei, Männer etwas unter zwei Stunden täglich mit solchen Tätigkeiten. Berücksichtigt man nur jene Haushalte, in denen ein Mann und eine Frau in einer Partnerschaft leben, erledigen die Frauen im Durchschnitt zwei Drittel der Hausarbeit und das verbliebene Drittel die Männer. Auch wenn die Frau mehr außer Haus arbeitet als der Mann, übernimmt sie immer noch die Hälfte der Hausarbeit.

Kochen vs. Instandhaltung

In Paarhaushalten ohne Kinder ist die Hausarbeit etwas gleichmäßiger verteilt als mit Kindern. Und es zeigt sich: Besserverdiener teilen sich die Haushaltsarbeit etwas gleichmäßiger auf. In Haushalten mit einem Haushaltseinkommen unter 1200 Euro netto übernimmt die Frau 67 Prozent der Hausarbeit. Ab 5000 Euro netto Haushaltseinkommen erledigt die Frau 64 Prozent und der Mann 36 Prozent der Hausarbeit.

Frauen, die mehr als 70 Prozent des Haushaltseinkommens erwirtschaften, erledigen 57 Prozent der Hausarbeit. Trägt sie weniger als 30 Prozent zum Haushaltseinkommen bei, übernimmt die Frau 70 Prozent der Hausarbeit. Frauen verbringen im Durchschnitt deutlich mehr Zeit mit Kochen und Putzen. Männer verbringen mehr Zeit mit Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten im Haushalt.

Das Haushaltseinkommen beeinflusst auch, wie sich Paare die Kinderbetreuung aufteilen. Beträgt das Netto-Haushaltseinkommen unter 3500 Euro im Monat, hat die Frau im Durchschnitt rund 70 Prozent und der Mann rund 30 Prozent der Kinderbetreuung über. „Den größten Anteil an der Kinderbetreuung erledigen Männer in Haushalten mit einem monatlichen Netto-Haushaltseinkommen zwischen 3500 und 5000 Euro“, nämlich 36 Prozent, heißt es in der Erhebung.

Auch wenn die Frau mehr als 70 Prozent des Haushaltseinkommens beiträgt, übernimmt sie 61 Prozent der Kinderbetreuung. Trägt der Mann mehr als 70 Prozent des Einkommens bei, erledigt er 29 Prozent der Kinderbetreuung. Gehen beide Partner zu gleichen Teilen einer Erwerbsarbeit nach, übernehmen die Frauen im Schnitt 64 Prozent der Kinderbetreuung.

Im Durchschnitt verbringen Frauen an einem durchschnittlichen Wochentag sechs Stunden und sieben Minuten mit Erwerbsarbeit, Männer acht Stunden und eine Minute. Männer arbeiten häufiger am Wochenende als Frauen. Frauen jeden Alters sind an den Tagen, an denen sie einer Erwerbstätigkeit nachgehen, kürzer damit beschäftigt als Männer – Grund ist der hohe Teilzeitanteil.

Mehr Zeit für die Familie

Ein Kapitel der Zeiterhebung beschäftigt sich mit dem Thema Stress und subjektives Zeitempfinden. 39 Prozent der Frauen zwischen 20 und 39 Jahren wünschen sich mehr Zeit für sich selbst, aber nur 30 Prozent der Männer. Frauen in dieser Altersgruppe sind damit der klare Ausreißer – in keiner anderen Altersgruppe tritt diese Tendenz stärker hervor. Aber es sagten auch 39 Prozent der erwachsenen Frauen, die mit Kindern zusammenleben, dass sie sich mehr Zeit für die Familie wünschen. Unter den Männern war der Anteil mit 43 Prozent sichtlich größer.

Auf einen Blick

Die Zeitverwendungserhebung der Statistik Austria befragte von Oktober 2021 bis Dezember 2022 im Auftrag des Familienministeriums 4342 Haushalte in Österreich. Solche Erhebungen gab es bisher in den Jahren 1981 und 1992 sowie 2008/2009.

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