Erhaltenes Atelier von Franz West mit ebenfalls bestens erhaltener Atelier-Managerin Ines Turian.
Reportage

Künstler-Ateliers: Wo der Geist des Genies wirkte – von Herbert Boeckl bis Franz West

Wien ist vergleichsweise arm an musealisierten Ateliers. Aber einige kann man doch besuchen, seit Kurzem auch das von Franz West oder die Wohnung von Architektin Margarethe Schütte-Lihotzky. Um das Gesamtkunstwerk, in dem Heinz Frank lebte, wird rechtlich gestritten. Die »Presse« machte sich auf die Suche nach den Loci Geniorum.

Karg ist der kleine Raum, nur eine Staffelei, ein Sessel, ein Fenster. An der Wand eine Palette, drei Lineale, das war’s. Mehr braucht ein Genie nicht, um zu schaffen. 1819 porträtierte ein Freund Caspar David Friedrich bei der scheinbar einsamen Arbeit in der Maler-Zelle der Romantik. All das diente dazu, den Mythos des allein aus sich selbst schaffenden Künstlers zu nähren, auch wenn man heute weiß, dass es in Friedrichs Atelier weniger wie beim Mönch am Meer als wie im Vogelhaus zuging, fortwährend schneite Besuch herein. Wie eben auch der Maler, der ihn malte.

Damals, in der Romantik Anfang des 19. Jahrhunderts, begann das, was man „Sakralisierung des Künstlers“ nennt. Man wollte zum Locus Genii pilgern, die „Aura“ spüren, im Sentimentalen des längst Verhauchten schwelgen, ein wenig nur. Sei’s drum. In Rom, gleich unter der immer menschenvollen Spanischen Treppe, findet man das Studio von Giorgio de Chirico, wo er seine menschenleeren metaphysischen Orte malte. In der Via Fondazza in Bologna sieht man, wo Giorgio Morandi einst die immer gleichen Flaschen für seine Stillleben wieder und wieder arrangierte. Eingeweihte verschlägt es drei Autostunden von New York nach East Hampton in eine Scheune, wo Jackson Pollock das Action Painting erfand. Claude Monets Haus und Garten in Giverny dagegen werden jährlich von einer halben Million Touristen heimgesucht, es ist auch wunderschön.

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