Dora Kaprálovás Kinderbuch erinnert an Kafka. Auch Erwachsene sollten es lesen.
Es gibt ein paar Dinge, die Slawen einfach gut können. Zum Beispiel großartige Kinderliteratur verfassen. Besonders in den Zeiten des ehemaligen Ostblocks gehörten Kinder von Prag bis Moskau diesbezüglich zu absoluten Gewinnern. Während im Westen Walt Disney das Monopol über die Kinderseele errichtete, gab es, angefangen bei Polens berühmten „Bolek und Lolek“ über den tschechischen „Krteček“ bis zum Genie der russischen Kinderliteratur, Victor Dragunsky, einen richtigen Karneval bester Kinderliteratur.
Polens Kinder erdachten sogar den „Orden des Lächelns“, um ihre Lieblingsautoren zu belohnen. Steven Spielberg und die große Astrid Lindgren kamen extra nach Warschau, um sich die begehrte Auszeichnung abzuholen. Letztere stellte gar trocken fest: „Jetzt brauche ich keinen Nobelpreis mehr.“ Diesen Orden hätte sich auch Dora Kaprálová verdient, deren Kinderbuch „Herr Niemand und die weiße Finsternis“ gerade in einer gelungenen deutschen Übersetzung erschienen ist. Kaprálová, die sich in Tschechien einen Namen in der Erwachsenenliteratur machte, sucht jetzt bei Erwachsenen nach einer Kinderseele.