Philosophie

Oh nein, die Physik erklärt nicht alles

Da schaute sogar er schon leicht verzweifelt: Albert Einstein bei einem Vortrag in Pittsburgh über die von ihm postulierte Endlichkeit des Universums.
Da schaute sogar er schon leicht verzweifelt: Albert Einstein bei einem Vortrag in Pittsburgh über die von ihm postulierte Endlichkeit des Universums. Getty
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Die Physik gilt uns als die grundlegende Wissenschaft, auf die sich alles zurückführen lässt. Ist das womöglich nur das große Vorurteil unserer Zeit?

Heiß! Das denken wir uns, wenn wir einen Punschbecher angreifen. Aber ist er das wirklich? Wir empfinden es so, aber wissen es besser: Tatsächlich bewegen sich nur die Atome im Becher schneller als die in unseren Fingern. So wie hinter dem Geschmack und Duft des süßen Gesöffs nur Moleküle einer bestimmten Struktur stecken. Aber der Becher ist wirklich ein Becher, und dass unsere Hand ihn bewegt, stimmt auch. So haben wir es nämlich in der Schule gelernt: Primäre Qualitäten, wie Größe, Gestalt, Ort und Bewegung, gibt es „wirklich“, weil sie sich messen und physikalisch beschreiben lassen. Sekundäre wie Farben oder Töne aber gibt es „nur“ in unserem Geist. Sie sind deshalb nicht oder weniger „wirklich“.

Diese Unterscheidung ist alt, aber berühmt hat sie John Locke gemacht, Ende des 17. Jahrhunderts, als die moderne Naturwissenschaft erblühte. Locke war Philosoph, und damit der Richtige für solche Fragen. Sie sind nicht Sache der Einzelwissenschaften: Einer Psychologin kann es egal sein, welchen Realitätsstatus Gefühle haben, und einem Mathematiker, ob Zahlen tatsächlich existieren. Ihnen reichen die Ziele, Methoden und Begriffe ihrer Disziplin. Philosophen aber müssen vernünftige Argumente liefern – und da ist Locke mit seiner Primär-Sekundär-Unterscheidung kläglich gescheitert.

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