Sendung zu „ritueller Gewalt“

Mitglieder des ZDF-Fernsehrats kritisieren Löschung von Böhmermann-Sendung

Jan Böhmermanns Sendung wurde zum Thema einer Sitzung des ZDF-Fernsehrats.
Jan Böhmermanns Sendung wurde zum Thema einer Sitzung des ZDF-Fernsehrats. ZDF
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Anfang Dezember wurde eine Folge von Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ aus dem Netz genommen, auf Entschluss des Fernsehrats. Nun fordern einzelne Mitglieder des Gremiums eine erneute Befassung mit der Sendung.

Kritik und Klageandrohungen ist Jan Böhmermann freilich gewöhnt. Anfang Dezember allerdings hatte der ZDF-Fernsehrat ungewöhnlich auf jene reagiert und eine Folge seiner Sendung „ZDF Magazin Royal“, jene vom 8. September diesen Jahres, nachträglich aus der Mediathek genommen. Besagte Ausgabe des Magazins behandelte Verschwörungstheorien, schädliche Therapieformen und angebliche okkulte Sekten, Böhmermann nannte es „rituelle Gewalt“. Auch ging es um den systematisch sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen.

Programmbeschwerde beim Sender hatte unter anderem die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs eingereicht. Die Ausgabe zeige „mangelnde Differenzierung“, zitierte der „Spiegel“ aus der Beschwerde, und betreibe Stimmungsmache gegen Betroffene sexualisierter Gewalt.

In der vierten Sitzung des ZDF-Fernsehrates in diesem Jahr, Anfang des Monats, wurde demnach ausgiebig über die Folge debattiert. Mit knapper Mehrheit entschieden die Mitglieder folglich, einer der Beschwerden zuzustimmen. Die Folge wurde aus dem Netz genommen, ein außergewöhnlich drastischer Schritt.

Emotionen im Mittelpunkt

Eine Vertreterin des Deutschen Journalistenverbands (DJV) äußerte sich damals kritisch gegenüber der Entscheidung des Gremiums: „In der Diskussion ging es nur nachrangig um die ZDF-Programmgrundsätze. Vielmehr standen die emotionalen Auswirkungen des Böhmermann-Beitrags auf die Betroffenen im Mittelpunkt. Sie wurden von der (knappen) Mehrheit für wichtiger befunden als die Satirefreiheit.“

Nun ziehen Mitglieder des ZDF-Fernsehrates nach. Dem „Spiegel“ zufolge fordern vier Mitglieder eine erneute Befassung mit der Programmbeschwerde in der kommenden Sitzung im März 2024, darunter auch die stellvertretenden Vorsitzenden Christoph Becker und Katrin Kroemer. So gehe es aus einem Antrag an den Vorsitzenden des Gremiums, Marlehn Thieme, hervor.

In dem Schreiben werde etwa bemängelt, dass es nicht die Aufgabe des Fernsehrats sei, „über die Eignung von Themen, z.B. Satire, zu befinden“. Das sei durch die Rundfunkfreiheit geschützt. Der Rat dürfe lediglich die Einhaltung der Programmrichtlinien prüfen. Äußere Umstände hätten die Abstimmung außerdem erschwert, so hätten einige Mitglieder wegen Bahnstreiks nicht anreisen können. Ein digitales Abstimmungstool sei nicht genutzt worden. Auch teilen diese Mitglieder des Rates die Meinung des Journalistenverbands, wonach eine Entscheidung des Fernsehrats „den Richtlinien entsprechen und auf Fakten basieren, nicht auf emotionalen Reaktionen“ solle. (evdin)

>> Bericht im „Spiegel“

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