Ein „Struwwelpeter mit Kätzchen“ von Marianna Gartner (2008).
Kulturgeschichte

Der holde Knabe als kleines Monster

In Kinder haben die Erwachsenen oft ihre Hoffnungen und Ängste projiziert – von den Kindheitsevangelien über Pippi Langstrumpf bis zu Horrorfilmen.

Was trieb Jesus in seiner Kindheit und Jugend? Die offiziellen Evangelien schweigen sich aus, über die ganze lange Zeit, bis der Wanderprediger mit 30 an die Öffentlichkeit trat, erst drei Jahre vor seinem Tod. Auch bei Lukas, der uns so schön von der Geburt im Stall mit den Hirten erzählt, werden wir kaum fündig. Wir lesen vom Zwölfjährigen, der die Schriftgelehrten im Tempel beeindruckt. Über die Jahre davor hören wir nur: „Das Kind wurde kräftig“ und „Gott erfüllte es mit Weisheit“. Danach nahm diese Weisheit zu, und „er fand Gefallen bei den Menschen“. Solche dürftigen Angaben reizen nur die Fantasie, statt sie zu befriedigen. Dafür sorgen die apokryphen Kindheitsevangelien – auch wenn sie uns verstören.

Wir staunen über diese religiösen Schriften, die keine Aufnahme ins Neue Testament fanden. Im „Pseudo-Matthäusevangelium“ ist Klein-Christus ein kindlicher Held, der Drachen zähmen kann. Beim „arabischen“ Evangelium runzeln wir die Stirn, wenn der kleine Messias ein paar Kinder, die sich vor ihm verstecken, in Ziegenböcke verwandelt.

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