Sturmtief

Sturm über Österreich: Jäger in Hochstand erschlagen

Der Einsatz bei dem Hochstand in Klosterneuburg auf einem Bild der Feuerwehr.
Der Einsatz bei dem Hochstand in Klosterneuburg auf einem Bild der Feuerwehr.(c) Feuerwehr Klosterneuburg
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Ein Baum fiel auf einen Hochstand in Klosterneuburg. Für den Jäger kam jede Hilfe zu spät. In Salzburg stürzte ein Baum auf einen Obus, die Fahrerin wurde leicht verletzt.

Der Sturm hat in Niederösterreich in der Nacht auf Freitag ein Todesopfer gefordert. Ein Baum ist in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) umgefallen und hat einen Hochstand mitgerissen, auf dem sich ein Jäger befand, erklärte die Feuerwehr am Freitag. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät. Insgesamt hat starker Wind seit Donnerstagabend für rund 230 Feuerwehreinsätze quer durch das Bundesland gesorgt. Auf den Bergen herrschte teils erhebliche Lawinengefahr.

Zu dem tödlichen Vorfall kam es laut dem Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos im Zuge einer Wildschweinjagd im Augebiet von Klosterneuburg. Die Einsatzkräfte wurden gegen 1.00 Uhr Früh alarmiert und befreiten den eingeklemmten Mann. Drei Kettensägen kamen laut einer Aussendung zum Einsatz, um den Stamm zu entfernen. „Aufgrund der Größe des Baumes dauerte es rund 45 Minuten, bis der Hochstand sichtbar wurde“, berichtete Einsatzleiter Benjamin Löbl, Kommandant der FF Klosterneuburg, die mit 26 Helfern rund drei Stunden lang im Einsatz stand. Die Notärztin konnte aber nur noch den Tod des Mannes aus dem Bezirk Tulln feststellen.

Als der 81-Jährige gegen 23.00 Uhr nicht zum mit einem Bekannten vereinbarten Treffpunkt erschienen war, hatte dieser laut Polizeiaussendung gemeinsam mit einem befreundeten Jäger den Pensionisten gesucht. Als die beiden sahen, dass ein aufgrund des Sturms entwurzelter Baum auf einen Hochstand gestürzt war, verständigten sie Exekutive und Feuerwehr.

„Massive“ Einsätze auch am Wochenende erwartet

Die Feuerwehren standen in Niederösterreich außerdem im Einsatz, um umgestürzte Bäume zu beseitigen. Zudem wurden Strom- und Telefonleitungen beschädigt. Gerechnet werde mit „massiven“ Einsätzen bis zum Wochenende. „Wir sind und bleiben in Alarmbereitschaft“, betonte er. Größere Feuerwehren seien aufgrund der Wetterprognose durchgehend besetzt, erklärte der Sprecher.

„Alle Alarmzentralen sind rund um die Uhr besetzt, um im Ernstfall möglichst schnell Hilfe entsenden zu können,“ betonten auch Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Gleichzeitig erging - auch in Hinblick auf die nahenden Feiertage - ein Aufruf zur Achtsamkeit: „Meiden Sie unnötige Gefahren im Freien, lassen Sie keine Kerzen unbeaufsichtigt brennen und gerade zu Silvester Vorsicht beim Umgang mit Pyrotechnik und Rücksicht auf die geltenden Vorschriften.“

Weiters kam es zu kleinflächigen Stromausfällen. Betroffen war etwa der Bezirk Amstetten. „Auch das Feuerwehrhaus war aufgrund des Unwetters eine Stunde stromlos“, berichtete der Haager Stadtfeuerwehrkommandant Andreas Zöchlinger. In Behamberg stürzte ein Baum auf ein Dach. In Waidhofen a.d. Ybbs musste ein Holzverschlag, der in einen Bach gefallen war, wegen Hochwassergefahr entfernt werden. In den Bezirken Amstetten und Scheibbs wurden laut einer Aussendung in der Nacht knapp 40 Feuerwehren über die Bereichsalarmzentrale alarmiert. Außerdem fielen im Bundesland Bäume auf Autos, eine Gartenhütte wurde beschädigt und ein verwehtes Trampolin musste von einer Straße entfernt werden.

Lawinengefahr steigt

In den Türnitzer und Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göllergebiet sowie im Rax-Schneeberggebiet wurde die Lawinengefahr am Freitag als erheblich beurteilt (Stufe 3 von 5). Es reiche bereits eine geringe Zusatzbelastung, „mit der Zunahme der Triebschneeansammlungen sind auch Auslösungen von großen Lawinen möglich“, teilte der Warndienst mit. In den Gutensteiner Alpen sowie im Semmering-Wechselgebiet oberhalb von 1.300 Metern wurde das Risiko als mäßig (Stufe 2) eingeschätzt. Mit Neuschnee und Sturm wurde für Samstag ein Anstieg der Lawinengefahr erwartet.

Ein Sturmschaden in Schalchen.
Ein Sturmschaden in Schalchen. APA / APA / Manfred Fesl

Baum fiel auf Obus, Gäste unverletzt

In Salzburg hatten die orkanartigen Windböen in der Peter-Pfenninger-Straße einen großen Baum entwurzelt, der auf den Obus stürzte. Fahrgäste kamen bei dem Vorfall nicht zu Schaden, die Buslenkerin musste mit ersten Informationen nach leichten Verletzungen ins Spital gebracht werden. Am Fahrzeug und an den Oberleitungen entstand erheblicher Sachschaden. In der Folge wurde gegen 23.00 Uhr der gesamte Obus-Verkehr in Salzburg eingestellt.

Meldungen über weitere Verletzte lagen am Morgen nicht vor. Laut Landesfeuerwehrkommando hatten es die rund 620 Einsatzkräfte vor allem mit umgestürzten Bäumen, abgerissenen Ästen und abgestürzten Dach- und Fassadenteilen zu tun, die Straßen blockierten. In Bürmoos (Flachgau) wurde eine Garnitur der Salzburger Lokalbahn wegen umgestürzter Bäume und Leitungsschäden geräumt.

Umgestürzte Bäume sorgten Freitagfrüh für erheblichen Stau auf der Tauernautobahn (A10), wie der ÖAMTC der APA mitteilte. In Fahrtrichtung Villach stürzten mehrere Fichten auf die rechte Fahrbahn bei Kilometer 4, die nun weggeräumt werden müssten, so eine Sprecherin. Es kam zu erheblichem Rückstau, der bis zur Westautobahn (A1) reichte.

Windgeschwindigkeiten um die 100 km/h

In Oberösterreich hat die Sturmfront ab Donnerstagabend die Feuerwehren vor allem im Westen des Landes gefordert. In Summe wurden bis 2.00 Uhr rund 3.400 Einsatzkräfte von 230 Feuerwehren zu 400 Einsätzen gerufen. Ab 18.30 Uhr häuften sich in der Landeswarnzentrale die Notrufe, gegen 22.30 Uhr nahmen die Einsätze schlagartig zu, hieß es dort. Besonders betroffen waren Inn-, Hausruck- und Traunviertel sowie Bad Ischl.

Durch Windgeschwindigkeiten um 100 km/h waren die Feuerwehren vor allem mit dem beseitigen von umgestürzten Bäumen, die Straßen blockierten, mit abgedeckten Dächern oder beschädigten PV-Analgen beschäftigt. Abgerissene Leitungen sorgten vorübergehend für Stromausfälle.

Stürmisches Wetter bis Samstag erwartet

Im Bezirk Vöcklabruck wurde ein Fahrzeug von umgestürzten Bäumen eingeschlossen. Alle Insassen konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen. In der Gemeinde Hartkirchen (Bezirk Eferding) war vorerst eine Siedlung mit acht Häusern nicht erreichbar, da mehrere umgeknickte Bäume die einzige Zufahrtsstraße blockierten.

Das stürmische Wetter soll noch bis Samstag anhalten, auf den Bergen können Windspitzen bis zu 120 km/h erreicht werden. Aufgrund der Prognose findet in Steyr der Christkindlmarkt entlang der Promenade am 22. und 23. Dezember nicht statt. Auch die Krippenausstellung im Palmenhaus kann wegen der Sperre des Schlossparks nicht erreicht werden und bleibt vorerst geschlossen, teilte die Stadt mit. In Wels wurde der Tiergarten bis auf Weiteres geschlossen, daher entfalle auch am 24. Dezember die traditionelle Tierweihnacht, informierte die Stadt.

Flugzeuge konnten nicht landen

Vom starken Wind war auch der Flugverkehr betroffen. Zwei aus Hamburg bzw. Düsseldorf kommende Maschinen wurden am Abend wegen der staken Seitenwinde am Flughafen Salzburg nach Linz umgeleitet, zwei weitere Verbindungen gestrichen, sagte Airport-Sprecher Alexander Klaus zur APA.

Auch in Wien gab es mehr Arbeit für die Feuerwehr. Von 210 Einsätzen waren 80 auf den Sturm zurückzuführen, hieß es auf APA-Anfrage. Grobe Schäden wurden aber keine verzeichnet.

Vergleichsweise ruhig verlief die Nacht hingegen in Vorarlberg. Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) verzeichnete lediglich sieben Einsätze infolge des stürmischen Windes. Starke Böen hatten Bäume umstürzen und Äste herabfallen lassen, die Feuerwehren mussten die verlegten Straßen freiräumen. Größerer Schaden oder gar Personenschaden sei nicht entstanden, hieß es Freitag früh bei der RFL. (APA)

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