Andacht und Exzess

Rauschfrei unterm Tannenbaum: Wie passen Weihnachten und Silvester zusammen?

Disruption im Weihnachtstrubel: ein grüner Grinch in einer Legion von Santa-Claus-Akteuren bei einem Charity-Event in Newry, Maine.
Disruption im Weihnachtstrubel: ein grüner Grinch in einer Legion von Santa-Claus-Akteuren bei einem Charity-Event in Newry, Maine.Joseph Prezioso/AFP/Getty
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Mit einer Woche Abstand feiert die westliche Welt zwei Feste, die beide nächtlich, aber sonst völlig unterschiedlich sind. Warum niemand ein Silverstergrinch sein mag und der christliche Kern des Weihnachtsfests bleibt.  

Wer erinnert sich noch an den Grinch? Das grüne Monster, das Weihnachten so hasst, dass es beschließt, dieses Fest zu stehlen? Vor 66 Jahren ist das Kinderbuch von Dr. Seuss erschienen, vor 23 Jahren hat es Ron Howard verfilmt, spätestens seitdem ist der Weihnachtsgrinch im Sprachschatz. So nennt sich mit bitterer Selbstironie jemand, der keine Familie hat oder sich mit seiner Familie nicht versteht. Denn, so das gängige Bild, Weihnachten feiert man mit der Familie. Silvester dagegen mit Freunden. Ein Silvestergrinch wäre also jemand, der keine Freunde hat oder nur Freunde, die er nicht leiden kann.

Zumindest in deutsch- und englischsprachigen Ländern sind es völlig konträre Feste, die am Ende des Jahres mit genau einer Woche Abstand gefeiert werden: das besinnliche, stille, introvertierte Weihnachten und das exzessive, laute, extrovertierte Silvester. Der Unterschied könnte größer kaum sein – und er liegt nicht nur daran, dass Weihnachten ein christliches Fest ist: Auch Familien, die nie christlich waren oder ihre Bindung zum Christentum abgestreift haben, schwärmen von Weihnachten als stiller Nacht, in der der Schnee leise rieselt. In der die Kinderaugen leuchten und weder der Vater noch die Mutter ein Glas zu viel trinken. Höchstens der unartige Onkel orientiert sich an den Zeilen, die H. C. Artmann 1958 – also ein Jahr nach Erscheinen des Grinch – in seiner Gedichtsammlung „med ana schwoazzn dintn“ veröffentlicht hat: „auxoffana r untan gristbam / waun d keazzn brenan …“

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