Staatsoper

Ein Fest für das Ballett

Liudmila Konovalova und Marcos Menha in Hans van Manens Stück „Concertante“.
Liudmila Konovalova und Marcos Menha in Hans van Manens Stück „Concertante“. Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
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Das Staatsballett feiert Weihnachten mit neoklassischen Meistern: Zwischen Coolness und Romantik.

Weihnachtliche Stimmung im Ballett geht auch ohne den „Nussknacker“ oder weiße Tutus à la „Schwanensee“. Das Staatsballett stimmte sein Publikum mit Werken von Hans van Manen, William Forsythe und George Balanchine auf die festlichen Tage ein und feierte sich selbst mit einer durchgehend großartigen tänzerischen Leistung. Den Auftakt im Ballettabend „Shifting Symmetries“ macht Hans van Manen, ein Meister der neoklassischen Coolness, mit seinem 1994 uraufgeführten Stück „Concertante“.

In Keso Dekkers längs gestreiften Trikots werden nicht nur die geschmeidigen Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer optisch verstärkt, sie unterstreichen auch die Geometrie der Choreografie mit ihren klaren Linien, abgewinkelten Armen, exakten Posen.

Selbstbewusst und kokett tritt das Ballett hier in Erscheinung, man umgarnt einander, bis die Stimmung plötzlich kippt und die unterschwellig vorhandene Aggressivität durchbricht. Es geht um Begehren, um Anziehung und Abstoßung. Dazu dringt Frank Martins „Petite Symphonie Concertante“ aus dem Orchestergraben. Ein Stück, das sich mit seinen perlenden Harfenklängen und einem unheilverkündenden Cembalo auch vortrefflich als Filmmusik oder Musicalsound eignen würde.

Aberwitzige Posen

Mit einem Donnerschlag hebt nach der Pause „In the Middle, Somewhat Elevated“ an. Schon der erste Takt der elektronischen Musik von Thom Willems lässt die Zuschauer erbeben. Während in diesem 1987 uraufgeführten Stück der Sound schnauft, klirrt und hämmert, tanzen die Damen in Trikots und Strumpfhosen, die Haare zum Pferdeschwanz gebunden, als wäre es eine Trainingsstunde. Aber was für eine. Erst stehen zwei Tänzerinnen auf der Bühne, dehnen ihre Füße und scheinen zu warten, bevor sich die Tänzer in ständigen Auf- und Abtritten zu immer wieder wechselnden Konstellationen zusammenfinden.

William Forsythe fordert von ihnen Virtuosität im klassischen Ballett ein, dessen traditionelle Bewegungen er teilweise blitzartig verschnellert, dann wieder durch Alltägliches wie Gehen oder Stehen erweitert. Es ist eine kraftvolle, präzise Darbietung, deren Sog und Dynamik durch die Geschwindigkeit und durch aberwitzige Posen entsteht, die den Körpern alles abverlangen.

Große Sprünge, große Gefühle

Zum Abschluss führt dieser Ballettabend zurück ins Jahr 1966 zu George Balanchine. Zu Johannes Bahms Klavierquartett Nr. 1 g-Moll op. 25 in einer Bearbeitung von Arnold Schönberg zeigt sich das Staatsballett von seiner romantischen Seite . Im „Brahms-Schönberg-Quartett“ ist Platz für 55 Tänzerinnen und Tänzer, die als Prinzessinnen über die Bühne trippeln, als deren Verehrer auf die Knie fallen und vor dem Hintergrund eines stilisierten Schlosses posieren.

Es ist ein Stück der großen Sprünge und großen Gefühle. Es ist eine glanzvolle Hommage an das klassische Ballett mit Elementen aus Volkstanz und Csardas. Die vier Sätze geben Solisten und Compagnie noch einmal die Möglichkeit, sich von ihrer besten Seite zu präsentieren. Ein schwungvolles Finale für einen bezaubernden Ballettabend.

Weitere Termine: 27., 29. 12. und 2., 4., 5. 1.

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