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Der Schöngeist und der Unhold

Ein Archivbild aus dem Jahr 2018.
Ein Archivbild aus dem Jahr 2018.APA / AFP / Thierry Roge
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De-par-dieu! Präsident Emmanuel Macron verteidigt das Monument des französischen Kinos in der #MeToo-Kontroverse. Was für ein Filmstoff.

Ein US-Amerikaner in der Inszenierung eines Briten über die französische Nationalikone: Das konnte nicht gutgehen. Es wäre nicht Frankreich, hätte es sich nicht gebührlich über das Epos „Napoleon“ echauffiert. Verfälscht, verzerrt, simplifiziert: So lautete das Verdikt der Professoren, Kulturkritiker und Misanthropen. Als ob sie das Bonmot bestätigen wollten: „Frankreich ist ein Paradies, bevölkert von Menschen, die es für die Hölle halten.“

Dabei hätte „Napoleon“-Regisseur Ridley Scott nicht lang nach dem Bonaparte-Part suchen müssen. Schließlich hat Gérard Depardieu als Christoph Kolumbus die Hauptrolle in dessen Opus „1492“ gespielt. Na schön, er hätte abspecken müssen. Wen hat „Obelix“ – ein Monument wie Jean Gabin – nicht zum Leben erweckt: Danton, Cyrano de Bergerac, den Graf von Monte Christo.

De-par-dieu! Nun steht das Enfant terrible, das am Mittwoch auch schon 75 wird, ein derber Zotenreißer und eine Urgewalt mit fatalem Faible für Autokraten à la Putin, im Zentrum einer Kontroverse über sexuellen Missbrauch. #MeToo auf Französisch: aus Ehrenlegion und Wachsfigurenkabinett verbannt, in Belgien abgetaucht und just von Präsident Emmanuel Macron verteidigt. Was für ein Filmstoff: Der Schöngeist und der Unhold, eine Variation des Klassikers „Die Schöne und das Biest“.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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